Suchttherapie 2009; 10(4): 149
DOI: 10.1055/s-0029-1243500
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Für Sie notiert - Zum Missbrauch von Fentanyl

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Publication Date:
02 December 2009 (online)

 

In verschiedenen Praxen in Deutschland wurden vermehrt Auffälligkeiten im Umgang mit Fentanylpflastern beobachtet.

In suchtmedizinischer Praxis und Klinik finden sich zunehmend mehr opiatabhängige Patienten, die Fentanylpflaster missbrauchen. Sie stellen sich meist mit einem orthopädischen Schmerzsyndrom vor und verlangen das Fentanylpflaster mit dem Hinweis auf den Hausarzt, der auf Urlaub sei oder mit ähnlichen Begründungen.

In einem Pflaster sind bis zu 16 mg Fentanyl enthalten, im Vergleich dazu enthält eine 2 ml Ampulle Fentanyl nur 0,1 mg. Die Pflaster werden in einem Wassergefäß über mehrere Stunden hinweg eingelegt und das Wasser dann i.v. gespritzt. Eine andere Applikationsform ist das Kauen des Fentanylpflasters.

Es gibt bereits einen regional unterschiedlich ausgeprägten Schwarzmarkthandel. Einige Todesfälle sind bereits zu verzeichnen. Es wird deshalb dringlich zu vorsichtiger Indikationsstellung bei einem Verdacht auf Drogenabhängigkeit geraten. Ein Nachweis des Schmerzsyndroms durch Vorbefunde, eine Plausibilitätsüberprüfung, ein Anruf bei dem Vorbehandler und gegebenenfalls Urinkontrollen durch Schnelltests in Richtung Polytoxikomanie sind diesbezüglich zu empfehlen.

Festzuhalten bleibt noch, dass Ärzte einerseits auf den Substanzmissbrauch achten müssen, anderseits aber wegen derartiger "Missbrauchskulturen" Schmerzpatienten nicht weitere Behandlungsmöglichkeiten genommen werden dürfen. Dieses Dilemma muss deshalb interdisziplinär angegangen werden.

Dr. Frank Schäfer, München

Prof. Felix Tretter, Haar/München

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