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DOI: 10.1055/s-0029-1243033
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Zur Sicherheit von Influenza-Impfstoffen, deren Herstellungsprozess auf Zelllinien beruht
A note on the safety of influenca vaccines produced on cell linesPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
18. November 2009 (online)
Die Epidemiologie der Grippe zeichnet sich durch eine hohe Geschwindigkeit aus. Die neuartigen H1N1-Vertreter des Influenza-A-Virus wurden in Mexiko erstmals Mitte April 2009 beobachtet. Bereits Mitte Juni erklärte die Weltgesundheitsorganisation die Pandemie. Auch wenn die Erkrankung bisher in der Regel relativ harmlos verläuft, sind weltweit zahlreiche Todesfälle beobachtet worden, in Deutschland aktuell 16 Fälle (Stand 13.11.2009). Vor diesem hoch dynamischen Hintergrund ist es sehr erfreulich, dass bereits mehrere Impfstoffe unterschiedlicher Hersteller gegen die „Schweinegrippe” zugelassen wurden. Somit können vor einer Erkrankung gezielt die Risikopatienten geschützt werden, für die eine Virusgrippe Lebensgefahr bedeuten könnte.
Ebenso wie andere zugelassene Influenza-Impfstoffe enthält der von den Bundesländern beschaffte Impfstoff Pandemrix® aus Hühnereiern präpariertes Virusantigen zusammen mit einer neuen Formulierung eines Adjuvans. Die damit verbundene geringgradige Kontamination mit Hühnerei-Protein birgt das Risiko einer anaphylaktischen Reaktion bei Hühnereiweiß-Allergie. Außerdem ist dieser in der Frühzeit der Virologie entwickelte, archaische Herstellungsweg von großen Mengen embryonierter Hühnereier abhängig und deshalb wenig flexibel. Aus beiden Gründen war die Umstellung der Produktion auf Zellkultursysteme längst überfällig. Deshalb ist es sehr zu begrüßen, dass die pharmazeutische Industrie (bisher Novartis und Baxter) nun auf Zellkultur basierende Impfstoffe in die Zulassung gebracht hat, sowohl für die saisonale, als auch für die pandemische Influenza.
Ob denn durch die Influenza-Impfung Krebs verursacht werden kann, wurde in den Medien erbittert und publikumswirksam diskutiert. Der aktuelle Beitrag von Schmitt et al. greift diese Seitenthematik auf. Die bedauerliche Diskussion basiert auf Unkenntnis und Missverständnissen. Die von den Herstellern verwendeten Zellkulturen sind frei von anderen Infektionserregern und haben keine tumorigenen Eigenschaften; ferner sind die Impfstoffe frei von lebenden Zellen und von intakter, funktioneller DNA. Die Impfstoffe werden aus diesen Zellen gewonnen, gereinigt und strikt inaktiviert, so dass weder lebende Zellen noch infektiöse Viren in den Impfstoffen überdauern. Dies wird von den Zulassungsbehörden auch entsprechend geprüft. Die einzelnen Schritte sind von Schmitt und Bröker korrekt dargestellt und gelten meines Wissens in analoger Form auch für die Produkte anderer Hersteller. Entsprechend gibt es keinerlei wissenschaftlichen Grund für die Befürchtung, durch die Grippe-Impfung könnte Krebs verursacht werden. Vielmehr stellt die Produktionsstrategie für Influenza-Impfstoffe in Säugerzellen einen wesentlichen Fortschritt dar, so dass Impfstoffe schneller und in besserer Qualität produziert werden können.
Autorenerklärung: Der Autor hat keine finanziellen Verbindungen zu Impfstoff-Herstellern.
Prof. Dr. Helmut Fickenscher
Institut für Infektionsmedizin, Christian-Albrechts-Universität
zu Kiel und Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Brunswiker Str. 4
24105 Kiel