Z Gastroenterol 2009; 47 - K26
DOI: 10.1055/s-0029-1242238

Intestinale Spirochätose als Ursache von Bauchschmerzen und Diarrhö?

J Schnapp 1, J Bohn 1, JG Müller 2, W Scheppach 1
  • 1Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Juliusspital Würzburg
  • 2Pathologisches Institut, Universität Würzburg

Eine 70-jährige leicht übergewichtige (75kg, 163cm, BMI 28) Patientin in gutem Allgemeinzustand stellte sich mit rezidivierenden und seit über zwei Jahren bestehenden Abdominalbeschwerden vor. Beklagt wurden hauptsächlich brennende Durchfälle von heller Farbe und flockiger Konsistenz und rechtsseitige Oberbauchschmerzen, überwiegend nach dem Essen auftretend. Aus der Vorgeschichte sind eine Cholezystektomie, Hysterektomie und Appendektomie bekannt. Bei Untersuchung der Patientin fiel ein meteoristisch geblähtes Abdomen auf. Die apparativen Untersuchungen (Sonografie, Computertomografie, Gastroskopie, Koloskopie, Magen-Darm-Passage) zeigten keine die Symptomatik erklärenden Befunde. In den Schleimhautbiopsaten von Colon ascendens, Transversum, Sigma und Rektum fanden sich luminal reichlich fadenförmige basophile Bakterien, entsprechend einer intestinalen Spirochätose. Eine intestinale Spirochätenbesiedlung ist bei immunkompromittierten wie immunkompetenten Patienten beschrieben. Die Wertung des Nachweises und die klinische Bedeutung sind allgemein unklar. Von der Einordnung als harmloser Darmkommensale bis zum Auslöser eines beeinträchtigenden Krankheitsbildes mit Gewichtsverlust und Bauchkrämpfen sind Krankheitsfälle in der Literatur beschrieben. Empfohlen wird bei klinischer Beeinträchtigung eine probatorische antibiotische Therapie mit Metronidazol, Tetrazyklinen oder Makroliden, die jedoch nicht durchgehend zur Linderung der Symptome führt.