Z Gastroenterol 2009; 47 - K23
DOI: 10.1055/s-0029-1242235

Verlauf der Serotonin-(5-HT)-Spiegel in den Thrombozyten bei Hepatitis-C-Patienten mit antiviraler Therapie – möglicher Zusammenhang mit interferoninduzierter Depression

A Schäfer 1, M Scheurlen 1, C Keicher 1, MR Kraus 2
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik II, Schwerpunkt Gastroenterologie, Universität Würzburg
  • 2Medizinische Klinik II, Kreiskliniken Altötting-Burghausen, Burghausen

Hintergrund: Die interferoninduzierte Depression ist eine häufige Nebenwirkung der antiviralen Kombinationsbehandlung bei Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion. Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen peripher gemessenen 5-HT-Spiegeln in den Thrombozyten und dem Auftreten IFN-induzierter Depression. Patienten und Methoden: Bei dieser monozentrischen Längsschnittstudie handelt es sich um eine Zweitanalyse einer Untersuchung zur Wirksamkeit einer SSRI-Medikation bei antiviral behandelten HCV-Patienten. Bei 93 ambulanten HCV-Patienten wurden depressive Symptomatik und periphere 5-HT-Konzentrationen im Rahmen eines Messwiederholungsdesigns erhoben. Erhebungszeitpunkte waren vor Beginn der antiviralen Therapie, nach 4, 12 und 24 Wochen während, sowie 4 Wochen nach Ende der Therapie. Depressivität wurde mittels der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) gemessen; die Serotoninkonzentrationen in den Thrombozyten mithilfe eines ELISA-Tests. Ergebnisse: Die erhobenen Serotoninspiegel gingen im Verlauf der IFN-Therapie signifikant zurück (P=0,001). Eine klinisch relevante Depression (HADS ≥9) trat bei 33% der Patienten auf. Jedoch war das Auftreten einer IFN-induzierten Depression nicht mit dem Verlauf der zuvor gemessenen 5-HT-Spiegel assoziiert. Demnach waren die 5-HT-Konzentrationen ohne prädiktiven Wert für nachfolgend auftretende depressive Symptomatik. In der Subgruppe der Patienten mit IFN-induzierter Depression und begleitender SSRI-Medikation (Citalopram, 20mg/die; n=17) sanken die 5-HT-Spiegel im Verlaufe der antidepressiven Begleitmedikation innerhalb von zwei Wochen weiter ab (P<0,001). Schlussfolgerung: Die Interferonbehandlung und die SSRI-Medikation bewirken eine signifikante Senkung der 5-HT-Spiegel in den Blutplättchen. Im Rahmen einer HCV-Therapie können diese 5-HT-Spiegel als Surrogatmarker für die Patientenadhärenz fungieren (bzgl. IFN- und SSRI-Medikation). Jedoch sind die Baseline-Werte und der zeitliche Verlauf der Serotoninkonzentrationen in den Thrombozyten nicht geeignet, um IFN-assoziierte depressive Symptomatik vorherzusagen.