Z Gastroenterol 2009; 47 - K17
DOI: 10.1055/s-0029-1242231

Prävalenz der Eisenmangelanämie in einer populationsbasierten Kohorte bei CED-Patienten

C Ott 1, A Liebold 1, A Takses 1, UG Strauch 1, J Schölmerich 1, F Obermeier 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universität Regensburg

Hintergrund: Bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wird im Verlauf der Erkrankung häufig eine Eisenmangelanämie diagnostiziert. Ziel dieser Untersuchung ist die Evaluation der Prävalenz der Eisenmangelanämie in einer populationsbasierten Kohorte bei Erstdiagnose der Erkrankung sowie Erfassung der durchgeführten Therapien. Methoden: Im Rahmen der Oberpfalzstudie* wurden laborchemische Daten bei Erstdiagnose der Erkrankung erfasst. Patienten, die eine Anämie bei Erstdiagnose aufwiesen, wurden zu Symptomen der Eisenmagelanämie sowie durchgeführten Therapien befragt. Weiterhin wurde überprüft, ob bei festgestellter Anämie eine weitere Diagnostik zur Differenzierung der Ursachen erfolgte. Bei fehlendem Eisenstatus wurde das Vorliegen einer Eisenmangelanämie bei Mikrozytose und gleichzeitig normwertigem CRP als wahrscheinlich angenommen. Ergebnisse: Zur Auswertung lagen Angaben über Hb-Werte von 254 Patienten vor. Von diesen Patienten wurde bei 90 eine Anämie bei Erstdiagnose der CED erfasst (35,4%). Von 60 Patienten mit M. Crohn und bestehender Anämie bei Erstdiagnose konnte bisher bei 20 Patienten eine Eisenmangelanämie gesichert werden (33% der Anämiepatienten), bei den Colitis ulcerosa Patienten hatten 4 bei Erstdiagnose eine nachgewiesene Eisenmangelanämie (15% der Anämiepatienten). Insgesamt war bei lediglich 31 Patienten mit Anämie ein Ferritinwert bei Erstdiagnose bestimmt worden (34,4%), zusätzlich lagen bei weiteren 31 Patienten MCV- und zugleich CRP-Werte vor, so dass hier die Diagnose einer Eisenmangelanämie als wahrscheinlich angenommen bzw. verworfen werden konnte (insgesamt 69% der Anämiepatienten). Von den Patienten mit Eisenmangelanämie erhielten nur 10 MC-Patienten eine Eisensubstitution (50%), bei Colitis ulcerosa-Patienten erhielt ein Patient eine orale und ein Patient eine parenterale Eisensubstitution (50%). Ein Jahr nach Diagnosestellung wurden 27 Patienten mit einer Eisensubstitution therapiert, davon 15 MC, 6 CU-Patienten und 1 Colitis indeterminata-Patient mit oraler Therapie, fünf weitere Patienten erhielten intravenöse Eisenapplikationen (4 MC, 1 CU-Patient). Nur weniger als die Hälfte, der mit oralen Eisenpräparate behandelten Patienten gab eine gute Verträglichkeit an (42,2% aller Patienten). Zusammenfassung: Für eine populationsbasierte Erhebung zeigen die bisher vorhandenen Daten eine hohe Anämie-Prävalenz bei CED Patienten. Überraschend ist, dass lediglich bei einem Drittel der Patienten mit nachgewiesener Anämie eine weitere Diagnostik mit Erhebung des Eisenstatus erfolgte. Darüber hinaus wird ersichtlich, dass selbst bei Diagnose einer Eisenmangelanämie diese nur selten therapiert wird. Im Weiteren soll nun der Verlauf der Patienten nach einem Jahr Krankheitsdauer hinsichtlich des Auftretens einer Eisenmangelanämie wie auch hinsichtlich der Effektivität der durchgeführten Therapien (oral vs. parenteral) untersucht werden.

* Ott C et al.: The incidence of inflammatory bowel disease in a rural region of Southern Germany – a prospective population based study. Eur J Gastroenterol Hepatol. 2008; 20:917–23