Z Gastroenterol 2009; 47 - P122
DOI: 10.1055/s-0029-1241373

Aufnahme der mikrobiologische Analyse von Gallensaft als Routineuntersuchung bei endoskopischer retrograder Cholangiografie (ERC) in die Leitlinien zur antibiotischen Therapie der fieberhaften Cholangitis: Ergebnisse einer prospektiven Studie

A Negm 1, A Schott 1, RP Vonberg 2, AS Schneider 1, MP Manns 1, J Wedemeyer 1, TO Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover, Germany

Einleitung: Die Leitlinie der DGVS empfiehlt bei Patienten mit Cholangitis und bei Risikopatienten vor ERC zur Cholangitis-Prophylaxe eine empirische Antibiose mit einem Breitspektrumpenicillin evtl. in Kombination mit einem ß-Lactamaseinhibitor oder mit Cephalosporinen in Kombination mit Metronidazol. Die mikrobiologische Untersuchung während der ERC ist eine selten durchgeführte Methode zur weiteren Diagnostik bei Cholangitis.

Ziel: Ziel dieser Studie war die mikrobiologische Analyse des Gallensaftes bezüglich unterschiedlicher Krankheitsentitäten und den Einfluss auf das Antibiose-Management.

Methodik: Prospektiv wurde der Gallensaft mikrobiologisch bei 289 ERC Untersuchungen analysiert (Lebertransplantation (LTX) (38%), maligne Strikturen (24%) und primär sklerosierende Cholangitis (PSC) (15%), sonstige (33%)).

Ergebnisse: Eine Bakteriobilie fand sich bei 85% der untersuchten Gallensäfte: vor allem Enterococcus spp. (30%), E. coli (10%), Enterobacter spp. (7%), Citrobacter spp. (5%) und Klebsiella spp. (9%). Monoinfektionen traten in 30% der Fälle auf, Gram positive Monoinfektionen waren bei PSC- und LTX-Patienten signifikant häufiger (p=0,01). Risikofaktoren für eine Keimbesiedlung waren Stentanlage bzw. Papillotomie (p<0,05) sowie LTX (p=0,03). Bei 29 von 40 ERC Untersuchungen (42% LTX, 36% maligne Strikturen, 10% Choledocholitihiasis, 6% PSC, 6% sonstige) wegen Fieber und Cholestase vor Untersuchung musste die empirische Antibiose (vorwiegend ß-Laktamantibiotika mit breitem Wirkungsspektrum in Kombination mit einem ß-Laktamaseinhibitor) umgestellt werden. Die häufigsten in vitro ermittelten Resistenzen betrafen die empirisch sehr häufig eingesetzte Wirkstoffkombination Ampicillin/Sulbactam.

Schlussfolgerung: Keimbesiedelung in der Galle sind besonders bei Z.n. Stentanlage bzw. Papillotomie und bei LTX Patienten häufig. Bei PSC- und LTX-Patienten sind signifikant öfter Gram positive Keime nachweisbar, was bei der Wahl des Antibiotikums genutzt werden kann. Da die Leitlinien-empfohlene empirische antibiotische Therapie häufig nicht ausreicht und sie der tatsächlichen Resistenzlage angepasst werden muss, sollte daher die mikrobiologische Gallensaftanalyse während ERC obligatorisch bei Patienten mit Fieber und Cholestase durchgeführt werden.