Z Gastroenterol 2009; 47 - P033
DOI: 10.1055/s-0029-1241284

Analyse der Effekte von MYH-Intronvarianten auf die Entstehung von Prä-mRNA-Spleißvarianten als alternative Ursache der MYH-assoziierten Polyposis (MAP)

M Casper 1, G Plotz 2, B Jüngling 1, F Lammert 1, J Rädle 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
  • 2Johann Wolfgang Goethe-Universität, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Germany

Einleitung: Ein Ausfall der DNA-Glykosylase MYH durch Inaktivierung beider Allele des MYH-Gens führt zur genomischen Akkumulation von G:C→T:A-Transversionen und zur späteren Ausbildung einer MYH-assoziierten Polyposis (MAP). Während bis heute bereits mehr als 40 pathogene Keimbahnmutationen identifiziert wurden, liegen kaum Informationen zur Bedeutung intronischer MYH-Varianten vor. Durch alternatives Spleißen und Nutzung unterschiedlicher Transkriptionsstartpunkte können Varianten des MYH-Proteins mit weitgehend unbekannter funktioneller Bedeutung entstehen.

Ziel: Es sollte untersucht werden, welche unterschiedlichen MYH-Prä-mRNA-Spleißvarianten existieren und ob intronische MYH-Genvarianten das komplexe Spleißen derart beeinflussen können, dass ein daraus resultierender Funktionsverlust der MYH-Glykosylase eine MAP verursachen kann.

Methodik: Es wurden insgesamt 152 MYH-mRNAs von einer Patientin mit 19 kolorektalen Adenomen und den heterozygoten MYH-Intronvarianten IVS 1β+3430 C>G, IVS 1+5 G>C, IVS 2+30 A>G und IVS 6+35 G>A, von einem gesunden Probanden mit den heterozygoten Intronvarianten IVS 6+35 G>A, IVS 1α+314 G>C, IVS 1β+2900 T>G und IVS 1β+3430 C>G sowie von einem gesunden Probanden ohne Intronvarianten ausgewertet. Hierzu wurde die MYH-mRNA nach Isolation der Gesamt-RNA durch reverse Transkription in cDNA umgeschrieben, amplifiziert (PCR, Transformation von E.coli) und sequenziert.

Ergebnisse: Neben 6 bekannten Spleißformen wurden 21 neue, alternativ gespleißte MYH-mRNAs detektiert. Bei der Translation dieser mRNAs entstehen in 19 Fällen vorzeitige Stopkodons, in den übrigen Fällen kommt es zum Verlust von 14 bzw. 153 Aminosäuren. Das Entstehen einer bestimmten Spleißvariante als Folge einer definierten Intronvariante konnte nicht belegt werden. Die untersuchte Adenompatientin wies insgesamt nicht signifikant mehr fehlgespleißte mRNAs auf als die gesunden Probanden.

Schlussfolgerung: Durch alternatives Spleißen können zahlreiche MYH-mRNA-Varianten entstehen, deren zelluläre Bedeutung allerdings noch unklar ist. Die hier untersuchten MYH-Intronvarianten scheinen die komplexen Spleißvorgänge nicht relevant zu beeinflussen und dürften somit keinen pathogenen Effekt auf die Funktion der MYH-Glykosylase und damit Entstehung einer MAP ausüben.