Gesundheitswesen 2009; 71(10): 603-605
DOI: 10.1055/s-0029-1241214
Laudatio

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Laudatio zur Verleihung der Salomon-Neumann-Medaille der DGSMP am 17.09.2008 in der Medizinischen Hochschule Hannover an Herrn Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Peter C. Scriba

F. W. Schwartz
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Publication Date:
02 November 2009 (online)

Was verbindet die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention mit der Person und mit dem Wirken von Peter Scriba? Und was verbindet mich als Laudator mit dem zu Ehrenden?

Es ist selten, dass man noch nach dem 6. Lebensjahrzehnt nachhaltig beeindruckenden Kollegen aus ganz anderen Fachgebieten begegnet und noch seltener, dass sich daraus langfristig verlässliche Arbeitsbündnisse und außerordentlich bereichernde persönliche Freundschaften ergeben. Bei Peter Scriba war dies der Fall. Umso größer meine Freude, dass ich über ihn heute sprechen darf.

Das erklärt die zweite aber nicht die erste Frage, der ich mich im Folgenden widmen will:

Peter Scriba wurde am 19.08.1935 in Hamburg geboren. Er entstammt einer in Hessen ansässigen protestantischen Pfarrersfamilie, ein Familientypus, der vor allem im 19. Jahrhundert so zahlreiche erstklassige Gelehrte hervorbrachte. Der Vater, der Pathologe Professor Dr. Karl Scriba und ein Onkel, Physiologe, prägten in der Kindheit und Jugend in Hamburg schon früh sein Interesse an naturwissenschaftlicher Medizin.

Folgerichtig wandte sich Peter Scriba der wissenschaftlichen Medizin zu. Er heiratete schon in junger Assistentenzeit 1961. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Peter Scriba sind schwere familiäre Schicksalsschläge nicht erspart geblieben.

In später zweiter Ehe ist er verheiratet mit der Architektin Ursula König. Beide haben eine noch junge Tochter.

Ich denke ganz persönlich, dass all dies seine stets freundliche, auch zu Brückenschlägen und Pragmatismus fähige, aber niemals verflachende Weisheit und Toleranz gefördert hat.

Sein beruflicher Werdegang begann nach dem humanistischen Abitur 1954 an der Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg mit Studium, Staatsexamen sowie Promotion mit „Summa cum laude” an der Universität Freiburg. Im Anschluss war Peter Scriba als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Biochemischen Institut der Universität Freiburg tätig (Direktor: Prof. Dr. rer. nat. H. Holzer). Biochemie – nicht mehr Physiologie war die Leitwissenschaft seiner Generation.

1961/1962 und 1963/1968 schloss sich eine Zeit als wissenschaftlicher Assistent an der II. Medizinischen Klinik, München an (Professor Dr. phil. Dr. med. G. Bodechtel) an; dazwischen war er 1962/1963 Postdoctoral Research Fellow an der Harvard Medical School in Boston bei W. J. Reddy, Ph D., und Professor G. W. Thorn, M. D.

Er erwarb den Facharzt als Internist (1966) und Endokrinologe (1978). 1967 habilitierte er sich in der Inneren Medizin. Seit 1968 war er dann Oberarzt in der II. Medizinischen Klinik München unter Professor Dr. med. E. Buchborn.

1972 wurde er zum apl. Professor ernannt und übernahm die Leitung der klinisch-chemischen Laboratorien der Klinik als anerkannter klinischer Chemiker.

Mit der Ernennung zum Professor (C 4) der Medizinischen Universität zu Lübeck und der Übernahme der Direktion der Klinik für Innere Medizin folgte im Juni 1980 der große Schritt in die volle akademische Selbstständigkeit. Sieben Jahre später wurde er dort Rektor, und 10 Jahre später wurde er (1990) auf den großen Lehrstuhl für Innere Medizin der LMU München (C 4) als Direktor der Medizinischen Klinik – Innenstadt als Nachfolger von Prof. Buchborn berufen. Von 1991 bis 1999 war Peter Scriba Ärztlicher Direktor des gesamten Klinikums Innenstadt der LMU München. In dieser Zeit erhält er 1995 die Ehrenpromotion durch die Medizinische Universität zu Lübeck.

Peter Scriba nahm und nimmt zahlreiche Ämter in wissenschaftlichen Gesellschaften, Forschungsförderung und im Management wahr (s. Kasten).

Peter Scriba verfasste über 700 Publikationen (Originalmitteilungen, Abstracts, Buchbeiträge usw.) und ist Mitglied der Schriftleitung der Deutschen Medizinischen Wochenschrift und Mitherausgeber der Zeitschrift „Der Internist” (1982–2005).

  • Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie als Vorstandsmitglied als Präsident 1984/1987.

  • European Federation of Endocrine Societies 1985–1994 Grü ndungsmitglied, und später Chairman.

  • Vorstandsmitglied der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin und Vorsitzender, für die Jahre 1994/1995.Vorstandsmitglied der Deutsche Gesellschaft f ü r Innere Medizin und Vorsitzender, für die Jahre 1994/1995.

  • Sprecher des SFB 51 (Medizinische Molekularbiologie und Biochemie in München, 1970–1980).

  • stellvertretender Sprecher des Sonderforschungsbereiches 232 (Funktion und Defekte von Rezeptorsystemen) Hamburg und Lübeck (1984– 1990).

  • Fac hgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1976–1984).

  • Mitglied der Senatskommission der DFG für Klinische Forschung(1987–1999).

  • Mitglied des Medizinausschusses des Wissenschaftsrates seit April 1980.

  • Mitglied des Wissenschaftsrates seit Januar 1986.

  • Vorsitzender des Medizinausschusses von 1987–1991.

  • Seit 1987 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher und Ärzte, Leopoldina („die Akademie” usw. Ärzte), später Obmann Sektion Innere Medizin und Dermatologie und Senatsmitglied (2003–2007)

  • Mitglied und Vorsitzender des Gesundheitsforschungsrates des BMFT (1990–1994).

  • 1993 Mitglied des Sachverst ändigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, stellvertretender Vorsitzender (2002–2007).

  • Mitglied des Senats der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (Großforschungseinrichtungen) 1995–2001.

  • Mitglied des Senats der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (Blaue Liste) 1998–2002.

  • Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesä rztekammer (seit 2002).

  • Aufsichtsräte: Universit ätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden (1999 f.), Vorsitzender (2002).

  • Universitätsklinikum Köln (2001–2005).

  • Universität zu Lübeck (2001–2007).

  • Helios Kliniken GmbH, Fulda (2001 f.).

Peter Scriba erhielt für sein Wirken zahlreiche Auszeichnungen: Hierzu zählen das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland (1992), Bayerischer Verdienstorden (1998), das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2002), die Berthold-Medaille (1992) und Ehrenmitgliedschaft (2004) der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (2001). Ludwig Heilmeyer-Medaille in Gold (2002) sowie Gustav von Bergmann-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (2008).

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. F. W. Schwartz

Medizinische Hochschule

Hannover Epidemiologie

OE 5410

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover

Email: schwartz.fw@mh-hannover.de

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