Die „neuropathische Magendilatation der Papageienvögel“ und aviäre Borna-Viren – aktuelle Entwicklungen

Einleitung

Die neuropathische Magendilatation (Syn. Proventricular Dilatation Disease, PDD; Macaw Wasting Disease) ist eine der wichtigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes bei Papageienvögeln. Sie wurde erstmals in den späten 70er-Jahren beschrieben und stellt hinsichtlich ihrer Ätiologie eine in der Ziervogelmedizin seit Jahren intensiv diskutierte Erkrankung dar (Rinder et al. 2009). Die PDD wurde weltweit bereits bei mehr als 50 Psittaziden-Arten festgestellt (Gregory et al. 1997). Häufig sind Großpapageien wie Graupapageien (Psittacus erithacus), Aras (Ara spp.), Kakadus (Cacatua spp.) oder Amazonen (Amazona spp.) betroffen. Der Verlauf der PDD ist nach derzeitigem Wissensstand letztendlich als tödlich einzustufen. Somit stellt diese Erkrankung eine große Bedrohung nicht nur für Einzeltierhaltungen, sondern auch für Zuchtbestände und Wiederauswilderungsprojekte dar.

Die Bedeutung der PDD belegt auch eine erst kürzlich veröffentlichte Studie, bei der insgesamt 1429 Psittaziden mit Magen-Darm-Erkrankungen seziert wurden und PDD bei 60–70 % der Aras, Kongo- und Timneh-Graupapageien und bei über 50 % der untersuchten Kakadus (Cacatua spp.) und Konuren (Aratinga spp.) diagnostiziert wurde. Die PDD stellte bei diesen Vögeln jeweils die mit Abstand häufigste Magen-Darm-Erkrankung dar (Reavill und Schmidt 2007). Hinweise hinsichtlich des Auftretens von PDD sind auch bei anderen Vogelspezies gegeben. So existieren Fallberichte über PDD-ähnliche Veränderungen bei Tukanen, Finken (Kanarienvogel, Serinus canaria; Grünfink, Carduelis chloris), Schmuckvögeln (Langlappen-Schirmvogel, Cephalopterus penduliger) Tangaren (Türkisvögeln, Cyanerpes) Löfflern (Rosa Löffler, Platalea ajaja) und Spechtvögeln (Senegal-Furchenschnabel, Lybius dubius) sowie bei Kanada-Gänsen und bei einem Wanderfalken (Falco peregrinus) (Daoust et al. 1991, Gregory et al. 2000, Perpinan et al. 2007, Shivaprasad 2008).