Suchttherapie 2009; 10 - PO62
DOI: 10.1055/s-0029-1240488

Manualisierte, bedarfsorientierte Psychoedukation in der Akutbehandlung Alkoholabhängiger zur Verbesserung der Inanspruchnahme weiterer Hilfen

FP Weber 1, M Ridinger 1, A Grundl 1, S Wiegandt 1, R Bär 1, N Wodarz 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum, Regensburg

Ziele/Fragestellung: Eine auf die körperliche Entzugssymptomatik beschränkte stationäre Behandlung bei Alkoholabhängigen weist hohe Rückfallraten und damit eine hohe Belastung des Gesundheitssystems auf. Nehmen die Patienten weiterführende suchtspezifische Hilfen an, so erhöht dies deutlich die Erfolgswahrscheinlichkeit und die Kosteneffizienz. Hierzu wird die Wirksamkeit eines psychoedukativen modularen Gruppenprogramms für Alkoholabhängige während der stationären Entgiftungsbehandlung evaluiert. Die 4 manualisierten und kostengünstig durchführbaren Module umfassen in einem interaktiven, selbsterfahrungsbezogenen Rahmen grundlegende Informationen über Alkoholabhängigkeit, Folgen und Behandlung, Motivationsstärkung, individuelle Zielklärung und Aktivierung von Ressourcen. Das Behandlungsmanual ist nach den Wirkfaktoren effektiver Therapie gestaltet. Primäres Ziel ist die Förderung der Inanspruchnahme weiterführender Behandlungen nach Abschluss der Entzugsbehandlung.

Methodisches Vorgehen: Die Evaluation erfolgt durch eine randomisierte, kontrollierte multizentrische Studie in einer Gesamtstichprobe von 300 Patienten. Die Interventionsgruppe unterscheidet sich von der Kontrollgruppe lediglich durch die Gruppenintervention. Durch eine umfassende Diagnostik mit standardisierten Interviews und Fragebögen wird der potentielle intervenierende Einfluss des allgemeinen und störungsspezifischen klinischen Erscheinungsbildes, der Persönlichkeit und sozioökonomischer Variablen untersucht. Der Erfolg wird durch Nachuntersuchungen nach 6 und 12 Monaten überprüft, ebenso die sekundären Zielkriterien, wie z.B. niedrigere direkte Krankheitskosten.

Schlussfolgerung: Bei positivem Ergebnis könnte die Einführung des psychoedukativen Behandlungsmanuals in die evidenzbasierte Alkoholentzugsbehandlung nicht nur die Abstinenzrate erhöhen und die Kosten reduzieren, sondern mittel- bis langfristig zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität Alkoholabhängiger beitragen.