RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0029-1240477
Nikotin und Schlaf – Untersuchung bei Rauchern und gesunden Nichtrauchern unter Nikotingabe
Ziele/Fragestellung: Schlafstörungen können über ein erhöhtes Stressniveau das Risiko von Depressivität und Substanzabhängigkeit erhöhen. Es soll geprüft werden, ob bei gesunden Nichtrauchern spezifische Schlafstörungen durch Nikotin auslösbar sind und wie sich endokrine Marker verhalten. Zur Prüfung der klinischen Relevanz soll in einem zweiten Schritt untersucht werden, in wie weit diese Veränderungen Rückfallprädiktoren nach Rauchstopp darstellen. Methode: 66 nichtrauchende alters- und geschlechtsgematchte Probanden im medianen Alter von 22,6 Jahren erhielten in einem doppelblinden, randomisierten Parallelgruppendesign tags oder nachts 8,3mg oder 16,6mg Nikotinpflaster oder Placebo. In einem noch laufenden zweiten Untersuchungsabschnitt werden 80 Raucher vor, während und 3 Monate nach dem Nikotinentzug polysomographisch untersucht. Bisher sind 32 Datensätze ausgewertet. Marker des cholinergen, dopaminergen, serotonergen, adrenergen und Cortisolsystems werden im fraktionierten Sammelurin bestimmt. Ergebnisse: Nikotin führte bei Nichtrauchern dosisabhängig zu erhöhter Einschlafzeit, verringerter Schlaftiefe, Schlafeffizienz und weniger Myoklonien. Bei Rauchern des zweiten Untersuchungsabschnittes war der Schlaf während des Nikotinentzuges nur gering verändert. Rückfällige zeigten im Vergleich zu abstinenten erhöhte Depressivität, ausgeprägteres Entzugserleben, stärkere Nikotinabhängigkeit und größere Beeinträchtigung durch subjektive Schlafstörungen. Die endokrinen Parameter deuten auf unterschiedliche Beeinflussung der Adrenalin und Dopaminexkretion in Abhängigkeit von Alter und Rauchstatus hin. Schlussfolgerung: Die vorläufigen Ergebnisse zeigen eine Beeinträchtigung der Schlafqualität durch Nikotinkonsum. Rückfällige Raucher scheinen eine Risikoklientel mit vermehrter Depressivität und Nikotinabhängigkeit darzustellen. Die Ergebnisse können Beiträge zum Verständnis der Nikotinwirkung leisten und Hinweise auf Risikogruppen in der Raucherentwöhnung geben.