Suchttherapie 2009; 10 - PO32
DOI: 10.1055/s-0029-1240466

Zusammenhänge zwischen frühen interpersonalen Traumatisierungen und HPA-Achsen-Aktivität bei Alkoholabhängigkeit

JK Schulze-Thüsing 1, L Teske 1, K Homann 1, J Hissbach 1, J Reimer 1, C Haasen 1, K Wiedemann 1, I Schäfer 2
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung, Hamburg

Einleitung: In zahlreichen Untersuchungen fanden sich Zusammenhänge zwischen frühen interpersonalen Traumatisierungen und der HPA-Achsen-Aktivität. Präklinische Studien erbrachten zudem, dass diese Veränderungen häufig mit einer erhöhten Alkoholpräferenz assoziiert sind. Bei Suchtkranken fanden sich Zusammenhänge zwischen der HPA-Achsen-Aktivität und der Psychopathologie im Entzug, frühe Traumatisierungen wurden dabei bislang jedoch nicht berücksichtigt.

Methode: Bei N=38 Patienten einer Alkoholentzugsstation (42% weiblich, 58% männlich) wurden an Tag 2 (t1) und Tag 14 (t2) ihres Aufenthaltes die morgendlichen Cortisol und ACTH-Plasmaspiegel bestimmt. Zu t2 folgte zudem ein Dexamethason-Hemmtest (Dex-Test). Neben Symptomen von Angst (STAI), Depression (BDI) und Posttraumatischem Stress (PDS) wurden Charakteristika der Alkoholabhängigkeit (OCDS-d, EuropASI) und frühe Traumatisierungen (CTQ) erfasst.

Ergebnisse: Zu beiden Zeitpunkten zeigten sich signifikante negative Zusammenhänge zwischen ACTH-Spiegel und den CTQ- Subskalen „Emotionale Misshandlung“ und „Emotionale Vernachlässigung“ (t1: r=-.33*, r=-.39*; t2: r=-.32*, r=-.51**), sowie dem CTQ-Gesamtscore (t2: r=-.42*), die auch nach Kontrolle von Angst, Depression, Craving, PTBS-Symptomen, Dauer der Alkoholabhängigkeit und Alter bestehen blieben. Zudem bestand eine Korrelation zwischen dem Cortisolspiegel zu t1 und sexuellem Missbrauch (r=.38*), die jedoch nach Kontrolle von Angst, Depression und Craving nicht mehr signifikant war.

Diskussion: Die Ergebnisse weisen auf Zusammenhänge zwischen frühen Traumatisierungen und der HPA-Achsen-Aktivität bei alkoholabhängigen Patienten hin, die unabhängig waren von der aktuellen Psychopathologie und wichtigen Verlaufsparametern. Die erniedrigten ACTH-Spiegel bei betroffenen Patienten sind dabei mit der Hypothese einer Reduktion der CRH-Rezeptordichte bei chronischer Überstimulation vereinbar.