Suchttherapie 2009; 10 - PO30A
DOI: 10.1055/s-0029-1240463

Komorbide Substanzstörungen bei bipolaren Patienten – aktueller Forschungsstand zu Hintergründen und Therapieansätzen

S Mühlig 1, S Fuchs 1
  • 1Institut für Psychologie, Technische Universität Chemnitz, Chemnitz

Fragestellung/Ziel: Bipolare Störungen sind durch eine hohe Komorbidität mit Substanzstörungen charakterisiert. Die Ursachen und Chronologie/Kausalität dieser Doppeldiagnose sind noch nicht ausreichend geklärt. Ziel: Systematischer Überblick über Prävalenz, Ätiologie und Therapieansätze der Doppeldiagnosen.

Methodik: Systematische Aufbereitung des aktuellen Forschungsstandes auf Basis einer umfassenden Evidenzrecherche (Datenbankrecherche: PsycArticles, PsycINFO, Cochrane, Medline, Embase, Web of Science; Handsearch) zu epidemiologischen, ätiologischen, diagnostischen und therapeutischen Aspekten.

Ergebnisse: Komorbide Substanzstörungen bei bipolaren Patienten weisen eine Lebenszeitprävalenz von 40–60% auf und stellen einen Prädiktor für ungünstige Verläufe mit schwereren und häufigeren Episoden, mehr Hospitalisationen, niedrigerer Medikamenten-Compliance und schlechteren Therapieergebnissen, verminderter Lebensqualität und einer erhöhten Suizidrate hin. Erste integrierte Therapieangebote zur Behandlung beider Störungen liegen vor, konnten aber noch keine zufriedenstellende Wirksamkeit nachweisen.

Schlussfolgerungen: Die ungünstige Langzeitprognose der Doppeldiagnose von bipolarer und Substanzstörung erfordert eine gezielte Diagnostik und integrative Synchronbehandlung beider Störungen. Da erste spezifische Therapieprogramme bislang nur mäßig überzeugende Ergebnisse lieferten, bedarf es weiterer konzeptueller und Forschungsbemühungen zur Fortentwicklung multimodaler Synchrontherapieansätze.