Suchttherapie 2009; 10 - PO23
DOI: 10.1055/s-0029-1240455

Entwicklung eines Verfahrens zur Messung impliziter Kognitionen bei Kindern aus alkoholbelasteten Familien

A Budde 2, SW Belles 1, D Moesgen 2, M Klein 2
  • 1Technische Universität Dortmund, Institut für Psychologie, Dortmund
  • 2Kompetenzplattform Suchtforschung an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Köln, Köln

Ziele/Fragestellung: Es wurde mehrfach belegt, dass Kinder aus Familien mit elterlichem Alkoholismus ein erheblich erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer eigenen Suchterkrankung tragen. Ziel war die Entwicklung eines Verfahrens für einen Einblick in die Pathogenese der mutmaßlich zugrundeliegenden Kognitionen.

Methodisches Vorgehen: Eine Literaturrecherche ergab, dass sich implizite Einstellungen zu Alkohol von Kindern aus alkoholbelasteten Familien und Kindern, die ohne elterlichen Alkoholismus aufwachsen, unterscheiden. Als Instrument zur Messung implizierter Kognitionen hat sich der Implizite Assoziationstest (IAT) etabliert. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend wurde ein Konzept entwickelt, in dem die kognitive Vulnerabilität für eine Alkoholerkrankung als Präferenz für alkoholrelevante Stimuli im IAT operationalisiert wurde. Ergebnisse Im Rahmen eines von der Generaldirektion Gesundheit & Verbraucher der Europäischen Kommission co-finanzierten Projekts wurde eine Onlinestudie entwickelt, die derzeit in elf europäischen Staaten durchgeführt wird. Im Rahmen dieser Studie werden implizite Assoziationen mit einem Alkohol-IAT bei 12–18-Jährigen gemessen. Dafür wurde für die Domain www.euro-kid.eu ein unipolarer Single-Attribute-IAT als Java-Applet entwickelt. Die Dichotomisierung von Untersuchungs- und Vergleichsgruppe fand mittels der deutschen Version des Screeninginstruments Children and Alcoholics Screening Test in seiner verkürzten Fassung (CAST–6) statt. Zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen impliziten und expliziten Einstellungen wurde ein Fragebogen zu Alkoholwirksamkeitserwartungen analog zu den im IAT verwendeten Attributen entworfen.

Schlussfolgerung: Das vorgestellte Konzept stellt die Grundlage dar für eine erstmalig durchgeführte internationale Querschnittsstudie in der Untersuchungspopulation, mit der der Einfluss elterlichen Problemtrinkens auf implizite und explizite Kognitionen zu alkoholrelevanten Stimuli gemessen wird.