Suchttherapie 2009; 10 - PO14
DOI: 10.1055/s-0029-1240446

Der individuelle Alkohol Stroop-Test bei alkoholabhängigen Patienten und Kontrollprobanden – Zeigt sich eine erhöhte Aufmerksamkeitsverzerrung bei individuellen im Vergleich zu allgemeinen alkoholassoziierten Stimuli?

C Brand 1, C Leichsenring-Driessen 1, T Beblo 1, G Kremer 1, M Driessen 1
  • 1Ev. Krankenhaus Bielefeld, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Bielefeld

Fragestellung: Diese Studie verfolgte das Ziel, inhibitorische Dysfunktionen in der Verarbeitung von persönlich relevanten und mit alkoholassoziierten Wörtern bei alkoholabhängigen Patienten im Vergleich zu Kontrollprobanden zu untersuchen. Dazu wurde eine modifizierte Version des ‘Alkohol-Stroop’- Paradigmas verwendet, bei welchem individuelle Alkoholstimuli aus dem persönlichen Erfahrungskontext der Probanden generiert wurden. Es wurde erwartet, dass Alkoholabhängige längere Reaktionszeiten und damit eine stärker ausgeprägte Aufmerksamkeitsverzerrung auf allgemeine und besonders auf individuelle Alkoholwörter zeigten als Kontrollprobanden.

Methode: Es wurden 46 alkoholabhängige Patienten und 30 Kontrollpersonen untersucht. Mit den Probanden wurde der individuelle Alkohol-Stroop-Test mit vier Bedingungen durchgeführt (neutrale, negative, allgemeine Alkohol- und individuelle Alkohol-Stimuli). Die Reaktionszeiten wurden mit Hilfe einer 4×2 ANOVA analysiert.

Ergebnisse: Beide Gruppen erzielten die schnellsten Reaktionszeiten in der neutralen Bedingung und benötigten die längste Zeit für die Reaktion auf alkoholspezifische Reize. Die Patientenstichprobe reagierte insgesamt langsamer als die Kontrollstichprobe. Während die Patienten die langsamste Reaktionszeit in Bezug auf allgemeine Alkoholwörter aufwiesen, verursachten bei den Kontrollprobanden die individuellen Alkoholwörter die stärkste Interferenz.

Schlussfolgerungen: Die Annahme einer verstärkten Interferenz durch individuelle alkoholbezogene Wörter bei alkoholabhängigen Patienten konnte nicht bestätigt werden. Nur bei der Kontrollstichprobe zeigte sich, dass die beobachtete Interferenz umso stärker ausfällt, je höher die persönliche Relevanz der Stimuli ist.