Suchttherapie 2009; 10 - S852
DOI: 10.1055/s-0029-1240412

Der Einfluss von Alkohol auf den Erwerb und die Löschung einer belohnunsassoziierten konditionierten Reaktion

S Löber 1, T Duka 2
  • 1Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Universität Heidelberg, Mannheim
  • 2Laboratory of Experimental Psychology, Department of Psychology, University of Sussex, Brighton, Großbritanien

Hintergrund: Reize, die häufig mit dem Substanzkonsum gepaart waren, können lerntheoretischen Modellen zufolge selbst konditionierte appetitive Reaktionen hervorrufen und in Phasen der Abstinenz zur Entstehung von Rückfällen beitragen. Obwohl im Falle der Alkoholabhängigkeit diese konditionierten reizabhängigen Reaktionen unter Alkoholeinfluss erworben werden, liegen bislang keine Untersuchungen vor, die den Einfluss von Alkohol auf den Erwerb oder die Löschung konditionierter appetitiver Reaktionen untersuchen. Die vorliegende Untersuchung verfolgte zwei Ziele: Zum einen sollte der Einfluss von Alkohol auf den Erwerb einer konditionierten appetitiven Reaktion untersucht werden (Experiment 1). Ferner wurde der Einfluss von Alkohol auf die Löschung konditionierter Reaktionen untersucht, um unser Verständnis der Mechanismen, die zur Löschung appetitiven Verhaltens beitragen, zu erhöhen (Experiment 2). Methoden: Diese Untersuchung wurde an der University of Sussex, UK, durchgeführt. In Experiment 1 wurde Alkohol (0.8g/kg) oder Placebo 32 sozialen Trinkern verabreicht, bevor sie an einem appetitiven Konditionierungsexperiment teilnahmen. In Experiment 2 nahmen 32 soziale Trinker an diesem Experiment teil und nach Erwerb der appetitiven Reaktion wurde nach Verabreichung von Alkohol oder Placebo eine Extinktionsphase angeschlossen. Ergebnisse: Die Alkoholgruppe führte die instrumentelle Reaktion signifikant häufiger als die Kontrollgruppe in Durchgängen aus, die mit dem Verlust von 10 Pence assoziiert waren, obwohl sich die beiden Gruppen nicht im Hinblick auf das Wissen um die experimentellen Kontingenzen unterschieden. Demgegenüber fanden wir keinen Einfluss von Alkohol auf die Löschung einer konditionierten appetitiven Reaktion. Schlussfolgerungen: Alkohol beeinträchtigt nicht das Lernen experimenteller Kontingenzen, wohl aber die Übersetzung dieses Wissens in Verhalten.