Suchttherapie 2009; 10 - S743
DOI: 10.1055/s-0029-1240390

Klinische Bewertung von Rehabilitanden-Management-Kategorien für die Therapiesteuerung in der Rehabilitation Alkoholabhängiger

UJ Zemlin 1
  • 1AHG Klinik Wilhelmsheim, Oppenweiler

Hintergrund:

Eine zentrale Frage für die Leistungserbringer bezieht sich auf die Ausgestaltung der Therapie in Abhängigkeit von differenziellen Bedarfslagen der Patienten. Damit sind auch Fragen zur Qualitätssicherung sowie Fragen zur optimalen Nutzung von strukturellen und personellen Ressourcen verbunden.

An der Charité Universitätsmedizin Berlin wird, gefördert von 12 Kliniken aus 7 Unternehmen, seit 2007 ein Projekt zur Ableitung von Rehabilitanden-Management-Kategorien in der Rehabilitation Alkoholabhängiger durchgeführt.

Ziel des Projektes ist neben der Identifizierung von Fallgruppen alkoholabhängiger Patienten die Beschreibung expliziter, bedarfsbezogener Behandlungsanforderungen.

Ergebnisse zu den RMKs und klinische Bewertung:

In einem mehrstufigen Prozess wurde ein RMK-Assessment entwickelt, das in der Phase der Aufnahme zur stationären Alkoholentwöhnung die Differenzierung von vier Bedarfsgruppen ermöglicht und ein Hilfsmittel im diagnostischen Prozess darstellt.

Die identifizierten Fallgruppen, insbesondere die unterschiedlichen Bedarfskonstellationen von psychischer und/oder sozialer Beeinträchtigung sind klinisch plausibel.

Für die vier Fallgruppen lassen sich differenzielle Therapieempfehlungen (RMK-Therapie-Orientierungswerte) ableiten, die die individuelle Therapieplanung im Einzelfall ergänzen können.

Schlussfolgerung:

Der RMK-Ansatz stellt einen geeigneten Zugang zur bedarfsbezogenen Fallgruppierung in der Rehabilitation Alkoholabhängiger dar. Bedarfsbezogene Behandlungsstandards können als objektivierbare Leistungsanforderungen explizit beschrieben werden und damit Leitlinien ergänzen sowie den Qualitätsvergleich unterstützen. Perspektivisch führen RMKs für alle am Rehabilitationsprozess Beteiligten zu mehr Transparenz. Darüber hinaus eröffnen sie einen neuen methodischen Zugang für die Evaluation differenzieller Therapieergebnisse von unterschiedlichen Bedarfsfallgruppen.