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Ziele/Fragestellung: Zu dissoziativen Symptomen bei Suchtkranken liegen uneinheitliche Befunde vor. Aufgrund niedriger Raten in manchen Untersuchungen wurde teilweise sogar angenommen, dass Substanzgebrauch als „chemische Dissoziation“ an die Stelle dissoziativer Symptome trete. Sowohl die substanzbezogene Diagnose als auch weitere Variablen, wie Alter und Geschlecht, scheinen für deren Prävalenz von Bedeutung zu sein. Bislang lagen jedoch keine Studien vor, die dissoziative Symptome bei Patienten mit verschiedenen substanzbezogenen Störungen unter Kontrolle weiterer relevanter Variablen untersuchten. Methodisches Vorgehen: In einer Studie des Norddeutschen Suchtforschungsverbundes (TRAUMAB-Studie) wurden N=459 Patienten (40,3% weiblich) in 14 Zentren anhand der „Dissociative Experiences Scale“ (DES), des „Childhood Trauma Questionnaire“ (CTQ), der „Internationalen Diagnostischen Checkliste“ (IDCL), und des „European Addiction Severity Index“ (EuropASI) untersucht. Die Diagnosen umfassten Abhängigkeit von Alkohol (A; 39,7%), Drogen (D; 33,6%) oder beiden Substanzen (AD; 26,8%) Ergebnisse: Zwischen den einzelnen Gruppen fanden sich signifikante Unterschiede im Hinblick auf das Ausmaß dissoziativer Symptome (DES-Scores M=9,9±8,8 (A), M=12,9±11,7 (D), M=15,1 ±11,3 (AD); p<0,001). Zusammenhänge bestanden zudem mit weiblichem Geschlecht, Alter, PTSD-Status und früher Traumatisierung. In einem Regressionsmodell zeigte sich, dass auch unabhängig von den restlichen Variablen ein Zusammenhang zwischen emotionaler Misshandlung und dissoziativen Symptomen bestand. Schlussfolgerung: Die Befunde deuten darauf hin, dass dissoziative Symptome bei Suchtkranken signifikante Zusammenhänge mit bestimmten Patientenmerkmalen aufweisen. Dabei kommt weiblichem Geschlecht, jüngerem Alter, (zusätzlicher) Drogenabhängigkeit und einer hohen Belastung mit frühen Traumatisierungen besondere Bedeutung zu.