Suchttherapie 2009; 10 - S551
DOI: 10.1055/s-0029-1240354

Das Bundesmodellprojekt SKOLL: ein Gruppenprogramm zur übergreifenden, niedrigschwelligen Frühintervention

S Bösing 1, T Kliche 2
  • 1Caritasverband der Diözese Osnabrück e. V., Osnabrück
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg

Das Bundesmodellprojekt SKOLL: ein Gruppenprogramm zur übergreifenden, niedrigschwelligen Frühintervention

Ziele: SKOLL ist ein neues Programm zur strukturierten Gruppenintervention in der Prävention und Frühintervention für riskant Konsumierende. SKOLL arbeitet substanz-, gender- und altersgruppenübergreifend und zielt darauf ab, den Konsum zu stabilisieren, zu reduzieren oder einzustellen. Es werden Techniken reflexiver, situativer und motivationaler Selbstkontrolle mit den Teilnehmer/-innen entwickelt. Es könnte sich besonders für dünner besiedelte Gebiete eignen, wo homogene Gruppen schwierig zu rekrutieren sind und somit nur Einzelberatung als Hilfsangebot verfügbar ist. SKOLL wird deshalb als Modellprojekt vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert, vom Caritasverband Osnabrück in 27 Kommunen umgesetzt und vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf evaluiert. Ziele sind die Prüfung von Wirksamkeit, Praktikabilität und Versorgungseffekten.

Vorgehen: Niederländische Erfahrungen zeigen, dass übergreifende Gruppeninterventionen ein erfolgreicher Interventionsansatz sind. Dieser Ansatz wurde mehrere Jahre praxisgestützt für deutsche Bedingungen weiterentwickelt. Der Beitrag stellt Programm, angenommene Wirkungsmechanismen und Evaluationsdesign vor.

Ergebnisse: Die 10 Module von SKOLL sind: Kennenlernen und Situationsanalyse, Erfassen ambivalenter Gefühle, Analyse von Risikosituationen, Stressbewältigung, Nutzung sozialer Netze, Umgang mit irrationalen Gedanken und Scheinargumenten, Rückfall und Krisenplan, Umgang mit Konflikten, Freizeitgestaltung, Rituale sowie ein Nachtreffen. Befragungen der Trainer/- innen zeigen, dass SKOLL unter verschiedenen Praxisbedingungen nutzbar ist, auch bei unterschiedlicher Motivation und hohem Anteil jüngerer Männer mit Alkohol- und Cannabisproblemen. SKOLL hat in der lokalen Versorgung bislang nur positive Transfereffekte gehabt.

Schlussfolgerungen: SKOLL ist ein aussichtsreicher neuer Ansatz der Suchthilfe.

Literatur: Bruns, B., Tönsing, C., Bösing, S. (2006). Frühinterventionsmodell bei substanz- und verhaltensbezogenem Problemverhalten. Freiburg: Lambertus.