Suchttherapie 2009; 10 - S532
DOI: 10.1055/s-0029-1240347

Gibt es Unterschiede zwischen den Patienten mit Migrationshintergrund und der Gesamtgruppe der Patienten bzgl. ihrer soziodemographischen Eigenschaften, ihrer Diagnosen und ihres Behandlungserfolges?

D Sonntag 1, L Wegmann 1, A Eichmann 1
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, München

Ziel: Vergleich vorläufiger Daten von Patienten mit Migrationshintergrund mit Daten der Gesamtzahl der Patienten in ambulanten Behandlungseinrichtungen in Deutschland. Untersucht werden Unterschiede bezüglich patientenbezogener Daten zur Soziodemografie, zur Diagnoseverteilung, zur Behandlung und zum Behandlungserfolg.

Methode: Die Auswertung basiert auf Daten von 11151 Patienten mit Migrantionshintergrund aus 453 ambulanten Behandlungseinrichtungen und einer Gesamtstichprobe von 177345 Patienten aus 641 ambulanten Behandlungseinrichtungen. Es werden aggregierte Daten zur Patienten-, Behandlungs- und Ergebnischarakteristik aus der Deutschen Suchthilfestatistik nach den Vorgaben des Deutschen Kerndatensatzes für die Suchtkrankenhilfe ausgewertet.

Ergebnisse: Patienten mit Migrationshintergrund zeigen größere Anteile an Opioid- und an Glücksspiel- Hauptdiagnosen sowie geringere Anteile von alkoholbezogenen Hauptdiagnosen. In beiden Stichproben überwiegt der Anteil männlicher Patienten. Patienten mit Migrationshintergrund sind im Vergleich zur Gesamtzahl der Patienten jünger und leben häufiger in einer Partnerschaft, erreichen jedoch seltener einen Schulabschluss und berichten häufiger von problematischen Schulden. Patienten mit Migrationshintergrund beenden im Vergleich zur Gesamtzahl der Patienten die ambulante Behandlung seltener regulär, sind im Mittelwert kürzer in Behandlung und beenden die Behandlung seltener mit einem positiven und häufiger mit einem unveränderten Behandlungsergebnis als die Gesamtzahl der Patienten.

Schlussfolgerung: Trotz einiger Übereinstimmungen im Ergebnismuster zeigen sich zahlreiche Unterschiede zwischen Patienten mit Migrationshintergrund und der Gesamtzahl der Patienten: die erste Gruppe scheint im Vergleich zur Gesamtzahl der Patienten bisher weniger von ambulanter Beratung und Therapie zu profitieren, so dass Ableitungen für eine bessere Versorgung dieser Patientengruppe diskutiert werden.