Suchttherapie 2009; 10 - S341
DOI: 10.1055/s-0029-1240315

Einführung und erste Daten zur Epidemiologie von GHB/GBL in Deutschland

M Rath 1, M Leibfarth 2
  • 1ZfP Südwürttemberg, Bad Schussenried
  • 2ZfP Südwürttemberg, Abteilung Suchterkrankungen, Weissenau, Ravensburg

Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB), 1874 erstmals synthetisiert [1] und in den 60er und 70er Jahren als Operationsnarkotikum auf den Markt gebracht [2], hat seit den 90er Jahren auf dem Umweg über die Club- und Partyszene – dann auch über seine Vorstufe Gamma-Butyrolacton (GBL)–zunehmend unter zwei Aspekten das Interesse von Laien- und Fachöffentlichkeit auf sich gezogen: einerseits als „rape drug“ („K.O.-Tropfen“), andererseits in regional unterschiedlich stark ausgeprägter, aber letztlich mehr oder weniger bundesweiter Verbreitung als Rausch- und Suchtmittel. Das hohe Suchtpotenzial ist mittlerweile vielfach beschrieben (so z.B. [3]). Eine ganze Reihe von Todesfällen unter GHB/GBL im In- und Ausland sind zwischenzeitlich dokumentiert (so z.B. [4]). Mit Hilfe einer kurzen Umfrage [5] werden nun erste epidemiologische Daten zu GHB/GBL vorgelegt: von etwa 120 über die Bundesdirektorenkonferenz psychiatrischer Krankenhäuser (BDK) zusammen geschlossenen psychiatrischen Einrichtungen (Kliniken / Fachabteilungen) liegen aktuell 69 Antworten vor (Rücklaufquote: 58%), in 75% der respondierenden Kliniken bzw. Fachabteilungen wurden Patienten mit einer positiven Anamnese für GHB/GBL als Rausch- u./o. Suchtmittel gesehen. In 61% der Kliniken / Fachabteilungen sind auch Entzugsbehandlungen wegen GHB/GBL durchgeführt worden (Zeitraum: jeweils die letzten zwölf Monate).

Ziel des Symposiums ist es, die unterschiedlichen Facetten zu erfassen und zu diskutieren, die sich im Zusammenhang mit GHB/GBL ergeben: hierzu gehört neben den klinischen Aspekten bei der Behandlung von Intoxikationen und Entzügen der Blick auf die Szene ebenso wie die forensischen Schwierigkeiten bei der Nachweisbarkeit und die damit verbundenen Probleme für die Sicherheit im Straßenverkehr. Auch ist die rechtliche Seite zu diskutieren: GHB untersteht seit 2002 dem BtmG, GBL als prodrug mit einer Plasma-HWZ von weniger als einer Minute ist per Internet problemlos erhältlich.

Literatur: 1. Saytzeff A (1874). Ueber die Reduction des Succinylchlorids. In: Liebigs Annalen der Chemie. Bd. 171, S. 258–290. doi: 10.1002/jlac.18741710216. 2. Laborit H (1964) Sodium-4-hydroxybutrate. Int J Neuropharmacol 43:433-52 3. Rath M (2008): Drogenlexikon. In: Tretter F (Hrsg.): Suchtmedizin kompakt. Schattauer Verlag Stuttgart / New York. pp. 227-228. 4. Knudsen K, Greter J, Verdicchio M (2008). High mortality rates among GHB abusers in Western Sweden. Clin Toxicol (Phila). Mar;46(3):187-92. 5. Eigene noch unpublizierte Daten.