Gesundheitswesen 2009; 71 - A268
DOI: 10.1055/s-0029-1239318

Fort- und Weiterbildung für das Disability Management – Qualifizierung von Eingliederungsberatern für Aufgaben im Professionellen Betrieblichen Eingliederungsmanagement

A Glatz 1, M Mozdzanowski 1, N Nutt 1, V Althoff 1
  • 1Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln

Hintergrund:

Die Wiedereingliederung (Langzeit-)erkrankter Unternehmensmitarbeiter ist eine für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sinnvolle und notwendige Aufgabe (§84 2 SGB IX). Sie wird in der internationalen Fachdiskussion als Disability Management (DM) bezeichnet. Diesbezüglich hat die ‘International Labor Organisation’ (ILO) den ‘Code of Practice’ entwickelt und 2002 veröffentlicht. Dieser bildet die Grundlage für entsprechende Qualifizierungen und Inhalte und orientiert die betrieblichen Akteure des Managements und der operativen Ebene. Zudem hat das ‘National Institute of Disability Management and Research’ (NIDMAR) entsprechende Materialien (Curricula, Arbeitshilfen, Prüfraster etc.) elaboriert. Diese wurden in Deutschland insbesondere durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und das Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (iqpr) und adaptiert. Bislang wurden über 500 „Certified Disability Management Professionals“ (CDMP) zertifiziert. CDMP's sind qualifiziert für Aufbau und Steuerung von DM-Systemen, -strukturen und -prozessen. In Kooperation mit dem iqpr führt der Bildungsträger Arbeit und Leben e.V. gemeinsam mit der DGUV und der Gesellschaft für Gesundheitsmanagement – Return2work mbH, seit jüngster Zeit Weiterbildungen zum ‘Return to Work Coordinator’ (RTWC) durch. Diese Qualifizierung zum/r Eingliederungsberater/in zielt auf die operative Ebene, also das Fallmanagement, und richtet sich beispielsweise an Betriebsräte, Schwerbehindertenvertretungen, Arbeitgeberbeauftragte sowie an Mitarbeiter/innen aus dem Personal- und Sozialwesen. Die Prüfung wird an der Universität zu Köln abgenommen. Durch Nachweis entsprechender Fortbildungsstunden bei der DGUV bleibt das Zertifikat auf Dauer erhalten.

Gegenstand: Die Qualifizierung vermittelt ein weites Spektrum von Kenntnissen und Kompetenzen. Felder sind: Analyse der Arbeitstätigkeit, Leistungsfähigkeit, Psychische Gesundheit, leistungsgewandelte Mitarbeiter, Arbeitsplatzgestaltung, Reha-Leistungen, betriebswirtschaftliche, rechtliche u. ethische Aspekte, Koordination, Kommunikation, Konfliktmanagement, Informationsbeschaffung, Datenschutz, Marketing, Führung, Management

Die Qualität und der Erfolg des Bildungsangebotes stützen sich insbesondere auf Teilnehmer-, Bedürfnis- und Lebensweltorientierung, auf entsprechende didaktische Reduktion sowie auf Anwendung bewährter gruppenbezogener Lernformen.

Ausblick: Der erweiterte Präventionsauftrag im Sinne eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements wird künftig im Kontext der demografischen Alterung an Gewicht gewinnen und einen zunehmend bedeutsamen Erfolgsfaktor für Unternehmen darstellen.

Literatur: Hetzel C, Flach T, Mozdzanowski M (2007): Mitarbeiter krank – was tun!? Praxishilfen zur Umsetzung des betrieblichen Eingliederungsmanagements in kleinen und mittleren Unternehmen. Wiesbaden: Universum Verlag GmbH.

International Labour Office (2002): Managing disability in the workplace. ILO code of practice, Geneva.

iqpr (Hrsg.) (2006): „Auditierung des betrieblichen Eingliederungsmanagements. Grundlage für ein zertifiziertes System der Wiedereingliederung von erkrankten und behinderten Menschen“, Köln.