Gesundheitswesen 2009; 71 - A141
DOI: 10.1055/s-0029-1239191

Settingbezogene Gesundheitsförderung für Ältere durch multiprofessionelle Akteursnetzwerke: Das Beispiel Netzwerk Märkisches Viertel

J Heusinger 1, M Schuster 1, B Wolter 1
  • 1Institut für gerontologische Forschung e.V., Berlin

Das Märkische Viertel, eine um 1970 errichtete Großwohnsiedlung am Rande von (ehemals West-)Berlin, ist mit seinen BewohnerInnen gealtert, heute liegt der Anteil von Menschen, die 65 Jahre alt und älter sind, mit 23% über dem Berliner Durchschnitt. Ungefähr ein Drittel der BewohnerInnen hat einen Migrationshintergrund. Etwa 25% der Menschen im Quartier empfangen staatliche Hilfen zur Existenzsicherung. Vor dem Hintergrund dieser spezifischen sozialräumlichen Bedingungen und der besonderen Anforderungen der ansässigen Bewohnerschaft werden in dem BMBFgeförderten Forschungsprojekt, aus dem berichtet wird, Möglichkeiten der Gesundheitsförderung besonders für sozial benachteiligte ältere Menschen analysiert.

Anlass der Untersuchung war die Evaluation eines lokalen Netzwerkes, das seit 2003 in der Siedlung aktiv ist. Das ehrenamtlich organisierte Netzwerk ist ein Zusammenschluss von unterschiedlichen AkteurInnen im Sozialraum. Zu den Netzwerkpartnern zählen neben dem Bezirksamt, einer Wohnungsbaugesellschaft, unterschiedlichen Beratungsstellen und sozialen Trägern auch Gewerbetreibende und Handwerksbetriebe. Das Ziel des Netzwerkes besteht darin, durch Schnittstellenmanagement und eine enge Kooperation der unterschiedlichen Partner Versorgungslücken im Quartier zu schließen und den Bewohnern und Bewohnerinnen das selbstständige Wohnen im Alter zu erleichtern. Im Fokus der Untersuchung stehen daher die Alltagsbewältigung von sozial benachteiligten alten Menschen und die Möglichkeiten der Unterstützung durch strukturelle und räumliche Interventionen im Quartier.

Das methodische Vorgehen wurde durch die Voraussetzung geleitet, dass sowohl die Perspektive der Netzwerkmitglieder als auch die Wahrnehmung der alten Menschen Eingang in die Untersuchung finden. Die Motivationen und Einstellungen der NetzwerkpartnerInnen wurden in Einzelinterviews erhoben, die Netzwerkarbeit durch teilnehmende Beobachtungen und Dokumentenauswertungen einer Analyse zugänglich gemacht. Die Bedürfnisse und Ressourcen der alten Menschen wurden in getrennten Fokusgruppen mit sozial benachteiligten deutschen, russlanddeutschen und türkischstämmigen SeniorInnen mittels Nadelkarten und anderen Methoden erfasst. Darüber hinaus wurde eine Repräsentativbefragung in der Bewohnerschaft 60+ über ihre Lebensbedingungen durchgeführt. Die ersten Ergebnisse des Forschungsprojektes zeigen Voraussetzungen, Erfolge und Potenziale des Netzwerkes für die gesundheitsförderliche Weiterentwicklung des Quartiers auf.