Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - A037
DOI: 10.1055/s-0029-1238956

Europäischer Masterstudiengang für Hebammen

MM Gross 1, V Fischer 2, M Behrends 3, P Hillemanns 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Referat für Studium und Lehre, Medizinische Hochschule Hannover
  • 3Medizinische Informatik und Peter L. Reichertz Institut der Medizinischen Hochschule Hannover

Einleitung: Entsprechend der EU-Directive 2005/36/EC ist die Hebammenausbildung in Europa mit einem Bakelaureat abzuschließen. Österreich und die Schweiz bilden Hebammen seit 2008 auf Fachhochschulniveau aus. In Deutschland findet die Hebammenausbildung nach wie vor an staatlich anerkannten Hebammenschulen statt. Erst vereinzelt kann in Deutschland zusätzlich der Bachelorgrad als Hebamme erworben werden.

Mit der Einführung des Bakelaureats wird Hebammen der Weg in den tertiären Bildungsmarkt geebnet. Vom Sachverständigenrat im Gesundheitswesen (2007) wird für Hebammen empfohlen, den akademischen Abschluss „Master of Science“ an medizinischen Fakultäten zu erlangen.

Umsetzung: Im Oktober 2007 startete ein EU-Projekt zur Initiierung eines Europäischen Masterstudiengangs für Hebammenwissenschaft mit dem Ziel, ein gemeinsames Curriculum mit sechs Kooperationspartnern in Glasgow, Hannover, Berlin, Maastricht, Lausanne sowie Ljubljana zu erarbeiten. Der Studienbeginn zeichnet sich für Oktober 2009 ab. An der Medizinischen Hochschule Hannover werden als Zugangsvoraussetzungen eine abgeschlossene Hebammenausbildung, ein Bachelorabschluss, Englischkenntnisse und nachgewiesene Hebammentätigkeit vorausgesetzt. In vier Semestern Regelstudienzeit können 120 ECTS in verschiedenen Pflicht- und Wahlpflichtmodulen mit onlinegestützten E-Learning Methoden erworben werden. Neben den sechs Konsortialpartnern beteiligen sich Universitäten in Halle, Göteburg, Krems, Ghent, Worcester und auf Zypern im Sinne eines „Advisory Board“ mit zusätzlichen Modulen.

Perspektive: Der Masterstudiengang bietet Hebammen die Möglichkeit, eine international anerkannte Zusatzqualifikation zu erwerben. Diese ermöglicht eine evidenzbasierte Betreuung und Beratung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen. In Leitungsbereichen können Hebammen ihren zunehmenden logistischen Verpflichtungen angemessen nachkommen. Zukünftige Hebammen werden von akademisch qualifizierten Kolleginnen ausgebildet und kommen damit dem gesetzlich vorgeschriebenen Postulat akademischer Bildungsstrukturen nach. Hebammenforschung mit ihrem Interesse an der normalen Schwangerschaft, der Geburt und dem Wochenbett kann sich als Hebammengeburtshilfe im Fach Geburtshilfe beheimaten.

An der Medizinischen Hochschule Hannover wird das Profil darauf ausgerichtet, manuelle Hebammentätigkeiten evidenzbasiert zu vertiefen und Aspekte einer prozessorientierten Betreuung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett in die Lehre einzuführen.

Momentan wird an den jeweiligen Partneruniversitäten eine Akkreditierung entsprechend der jeweiligen Ländervorgabe angestrebt, um eine internationale Anerkennung des Abschlusses zu gewährleisten.