Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V399
DOI: 10.1055/s-0029-1238503

MRT Verlaufsuntersuchungen unter Bevacizumab: Bedeutung von MGMT?

A Wick 1, N Dörner 1, S Heiland 1, C Hartmann 1, M Platten 1, M Bendszus 1, W Wick 1
  • 1Heidelberg

Hintergrund: Für die Angiogenese bedeutsame deregulierte Pfadwege bei malignen Gliomen werden mit spezifischen inhibitorischen Molekülen zunächst im Rezidiv, zunehmend aber auch in der Primärtherapie adressiert. Eine besondere und aktuell intensiv diskutierte Rolle kommt hierbei dem monoklonalen Antikörper gegen den vacular endothelial growth factor (VEGF), Bevacizumab (Avastin®) zu, der ebenso wie Inhibitoren der VEGF-Rezeptoren (VEGFR), wie z.B. Cediranib, durch ungewöhnlich hohe Ansprechraten, einen weiteren Entwicklungsschritt in der Therapie maligner Gliome einleiten könnte. Die dabei verursachten Veränderungen, insbesondere in der Tumorperfusion oder molekulare Parameter, die Ansprechen auf die Therapie signalisieren, sind bislang nicht systematisch untersucht.

Patienten und Methoden: Patienten mit Rezidiv eines Glioblastoms (n=22) oder anaplastischen Astrozytoms (n=2) unter Therapie mit Bevacizumab wurden innerhalb eines mittleren follow-up Intervalls von 3 Monaten mit T1-/T2-gewichteten (T1-/T2-w), FLAIR, MR-Perfusion und MR-Diffusion Aufnahmen untersucht. Die Tumorgröße im T2-w und im T1-w MRT nach Kontrastmittel sowie das Ödemausmaß wurden volumetrisch bestimmt und in Analogie zu den Macdonald-Kriterien ausgewertet. Mittels region of interest Bestimmungen wurden die ADC- sowie die CBV-Karten bestimmt. Ansprechen und Verlauf wurden mit dem Methylierungsstatus des Promotors des Methyl-Guanyl-Methyltransferase-Gens (MGMT) korreliert.

Ergebnisse: Es zeigte sich eine Diskrepanz zwischen einem partiellen Ansprechen (PR) bei 23/24 Patienten in T1-w nach Kontrastmittel und einem stabilen Befund (9/24) sowie einer Progression (4/24) in den T2-w Aufnahmen, obwohl das perifokale Ödem sich in allen nach Macdonald-Kriterien ansprechenden Patienten um >50% zurückbildete. Bereits nach einer Woche normalisierten sich die erhöhten ADC-Werte. Ebenso reduzierten sich die CBV-Werte des Tumors unter Therapie im Vergleich zur Ausgangsuntersuchung. Frühes oder persistierendes Ansprechen auf die Therapie waren in dieser Kohorte nicht mit dem MGMT-Promotormethylierunsgstatus korreliert.

Schlussfolgerung: Die Therapie von Rezidiven maligner Gliome mit Bevacizumab vermindert bei >90% der Patienten das vasogene Ödem sowie die Blut-Hirn-Schrankenstörung. Eine Reduktion des soliden Tumorvolumens im T2-w Bild ist trotz Ödemreduktion bei weniger als der Hälfte der Patienten zu sehen. In dieser Kohorte ist der MGMT-Promotormethylierungsstatus nicht prognostisch für einen Therapieerfolg.