Einleitung und Fragestellung: Freier mikrovaskulär reanastomosierter Gewebetransfer ist ein sicheres und etabliertes Verfahren. Zur Rekonstruktion von Teilen des Gesichtes sind viele Techniken von lokalen und gestielten Lappenplastiken sowie freiem Gewebetransfer beschrieben. Diesen Verfahren gemein ist, dass vorhandenes Gewebe gedehnt werden muss bzw. das es zu einem Volumenverlust kommt. Ziel unserer Retrospektiven Untersuchung war es, die Tauglichkeit von freien Lappen zur Rekonstruktion des Gesichtes zu verifizieren.
Material und Methode: In der Zeit von 04/2005 bis 04/2009 wurden insgesamt n=279 mikrovaskuläre reanastomosierte Rekonstruktionen durchgeführt (m=184; w=95). Hiervon wurden n=55 Patienten in unsere Untersuchung eingeschlossen (m=25; w=30). Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 59 Jahren (12–84 Jahre). In n=1 Fall erfolgte die Rekonstruktion mittes aurikulotemporalen composite flap, in n=6 Fällen mittels Latissimus dorsi flap, in n=2 Fällen mittels Oberarm-Lappen, in n=43 Fällen mittels Radialislappen und in n=3 Fällen mittels Skapula/Paraskapula-Lappen. In n=34 Fällen war ein Tumor ursächlich, in n=3 Fällen ein primäres Trauma und in n=18 Fällen waren es narbige Verziehungen multipler Ursachen. Zur Beurteilung des Therapieerfolges wurden folgende Parameter erhoben: Vitalität des Transplantates und Doppleruntersuchung zur Durchgängigkeit der Anastomose, Analyse der Fotodokumentation prä- und postoperativ, Auftreten von Ek- oder Entropien, durchschnittliche Verweildauer auf Station, Entnahmemorbidität anhand des DASH-Scores.
Ergebnisse: In n=52 Fällen (94,5%) war die Durchgängigkeit der Anastomose postoperativ mithilfe der Dopplersonografie belegbar, in n=3 Fällen (5,5%) kam es zu einem Untergang des Transplantates. Bei der Analyse der Fotodokumentation zeigte sich eine Harmoniesierung bzw. im Symmetrievergleich bei En-face-Aufnahmen eine Angleichung an die Gegebenheiten der kontralateralen Gesichtshälfte. Nach Abschwellung des postoperativen Ödems war in keinem Fall eine signifikante weitere Abnahme der Gewebsdicke festzustellen. Ein En- oder Ektropium zeigte sich in keinem der Fälle. Die durchschnittliche Verweildauer auf Station betrug 21 Tage (8–73 Tage). Nach einem initialen starke Anstieg des DASH-Scores 1 Monat postoperativ, lagen die Werte 3 Monate postoperativ nur knapp über dem Ausgangswert.
Schlussfolgerung: Mikrovaskulär reanastomosierte Lappen ermöglich eine bleibende Rekonstruktion von subkutanen Weichteildefekten im Gesicht bei vergleichsweise geringem operativen Aufwand, moderaten Liegezeiten und nur geringen Einschränkungen im Bereich des Hebedefektes. Die Rekonstruktion von Weichteildefekten im Gesicht mit mikrovaskulär reanstomosierten Lappen kann somit als eine Alternative zu zu den Eingangs vorgestellten Verfahren gesehen werden.