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DOI: 10.1055/s-0029-1233487
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Zunehmende regionale Unterschiede bei den Lebensverhältnissen in Deutschland und ihre Bedeutung für die Erklärung gesundheitlicher Ungleichheit
Increasing Regional Disparities in Living Conditions in Germany and their Role in the Explanation of Health InequalitiesPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
06. August 2009 (online)
Zusammenfassung
Hintergrund: Deutschlandweit ist eine Zunahme sozialer Ungleichheit zu verzeichnen. Bisherige Untersuchungen weisen darauf hin, dass soziale Ungleichheit und die damit verbundenen Auswirkungen auf Gesundheit auch eine regionale Komponente besitzen. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, die Entwicklung regionaler Unterschiede bei den gesundheitsrelevanten Lebensverhältnissen systematisch und für ganz Deutschland zu beschreiben.
Material und Methoden: Untersuchungsebene waren die 439 bundesdeutschen Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands. Auf Basis der Datenbanken INKAR sowie Statistik regional wurden die Sozialstrukturindikatoren Arbeitslosenquote, Beschäftigtenquote, verfügbares Einkommen, Ärztedichte und Frauenanteil (18–29-Jährige) zu zwei Zeitpunkten, 1995 und 2005 bzw. 2006, miteinander verglichen. Zudem wurde eine Stratifizierung nach Ost und West vorgenommen, um die Entwicklung regionaler Unterschiede innerhalb der beiden Teilräume beurteilen zu können.
Ergebnisse: Für die Indikatoren Ärztedichte und Frauenanteil zeigt sich eine Zunahme regionaler Unterschiede sowohl bundesweit (z. B. Interquartilsabstand Ärztedichte 1995: 37 ambulante Ärzte je 100 000 Einwohner; 2005: 54) als auch in den beiden Teilräumen Ost und West (z. B. Interquartilsabstand Ärztedichte 1995 (West): 42,1 ambulante Ärzte je 100 000 Einwohner; 2005 (West): 61,3). Darüber hinaus nahmen bundesweit sowie innerhalb des Teilraums West die regionalen Unterschiede bezüglich der Arbeitslosenquote zu (Interquartilsabstand bundesweit 1995: 6,4 Prozentpunkte; 2006: 8,1; Interquartilsabstand West 1995: 3,5 Prozentpunkte; 2006: 5). Für alle betrachteten Indikatoren ist zudem eine Zunahme der Ost-West-Unterschiede festzustellen.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Untersuchung verdeutlicht nicht nur das erhebliche Ausmaß regionaler Unterschiede bei den Lebensverhältnissen in Deutschland, sondern auch deren Dynamik. Dabei ist eine Auseinanderentwicklung sowohl für ganz Deutschland als auch für die beiden Teilräume Ost und West festzustellen. Regional verschiedene Lebensverhältnisse sind mit unterschiedlichen Handlungsspielräumen und Teilhabechancen verknüpft. Dadurch werden regionale Merkmale lebenslagenrelevant und sollten als Einflussfaktoren der Mesoebene in epidemiologischen Studien berücksichtigt werden.
Abstract
Background: Social inequalities in Germany are on the increase. Past studies have pointed out that social inequalities and their health consequences include a regional component. This study aims at systematically describing the development of regional disparities in living conditions across Germany.
Material and Methods: The level of analysis was that of the 439 counties in Germany. Based on the data sets INKAR as well as Statistik regional, selected indicators of social structure (unemployment rate, employment rate, disposable income, density of statutory health insurance physicians, and proportion of females among the 18–29 year-olds) were compared for the years 1995 and 2005/2006, respectively. The results were stratified for East and West Germany to assess the development of regional disparities within these two large entities.
Results: For the indicators statutory health physician density and proportion of females there is an increase in regional disparities across Germany (i. e., interquartile ranges of physician density 1995: 37 physicians per 100 000 inhabitants, 2005: 54) as well as in East and West [i. e., interquartile range of physician density 1995 (West): 42.1 physicians per 100 000 inhabitants, 2005 (West): 61.3]. Furthermore, regional disparities in the unemployment rate increased across Germany as well as within West Germany (interquartile range Germany 1995: 6.4 percentage points, 2006: 8.1; interquartile range West 1995: 3.5 percentage points, 2006: 5). Disparities between East and West increased for all the indicators.
Conclusion: This study illustrates the substantial level of regional differences in Germany as well as their temporal dynamics. Increasing regional disparities were identified across the whole of Germany as well as within the two entities East and West. Regionally diverse living conditions are linked to different capabilities and life chances. Thus, regional characteristics are relevant for an individual's social situation and ought to be, as exposures at the meso level, included in epidemiological studies.
Schlüsselwörter
soziale Ungleichheit - regionale Ungleichheit - kleinräumige Analysen - kontextuelle Merkmale - Deutschland
Key words
social inequalities - regional inequalities - small-area analysis - contextual characteristics - Germany
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Korrespondenzadresse
S. Voigtländer
Abt. Epidemiologie & International Public Health
Fakultät für Gesundheitswissenschaften
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