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DOI: 10.1055/s-0029-1233421
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Interview zu den Studienergebnissen mit Icatibant
Publication History
Publication Date:
29 June 2009 (online)
Dr. Murat Bas, München, spricht über die neue HAE-Therapie Icatibant, die im Juli 2008 die europäische Zulassung erhalten hat. Der Wirkstoff greift direkt am Bradykininrezeptor an und blockiert diesen. Die Studienergebnisse zeigen eine rasche Symptombesserung, eine gute Verträglichkeit und ein günstiges Sicherheitsprofil.
? Herr Dr. Bas, welchen Stellenwert hat Icatibant in der HAE-Behandlung?
Dr. Murat Bas: Zum einen ist mit Icatibant erstmals eine Therapie verfügbar, welche - im Gegensatz zum C1-INH-Konzentrat - subkutan verabreicht werden kann. Darin sehe ich eine wirkliche Innovation. Zum anderen handelt es sich bei Icatibant um ein rein synthetisch hergestelltes Medikament.
? Sind beide Therapieoptionen gleichermaßen wirksam?
Bas: Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, da es keine direkte Vergleichsstudie gibt. Fest steht jedoch, dass die beiden Therapien über unterschiedliche Wirkmechanismen verfügen. Während die Gabe von C1-INH-Konzentrat auf eine verminderte Bildung von Bradykinin abzielt, bindet Icatibant selektiv und kompetitiv an den Bradykinin-B2-Rezeptor. Durch diese Blockade wird die Bradykinin-Bindung an den Rezeptor verhindert. Das heißt, Icatibant setzt direkt an der Schlüsselstelle der Symptomentstehung an und stoppt die Schwellung.
? Wie behandeln Sie potenziell lebensbedrohliche HAE-Attacken?
Bas: Bei Ödemen im Kopf-Hals-Bereich - insbesondere auch bei lebensbedrohlichen Kehlkopfödemen - haben wir mit Icatibant sehr gute Erfahrungen gemacht.
? Was sind denn aus Patientensicht die wesentlichen Konsequenzen der nun erfolgten Zulassung von Icatibant?
Bas: Mit Sicherheit ist die Applikationsform ein entscheidender Vorteil. Das gilt umso mehr für Patienten, bei denen der venöse Zugang, aus welchen Gründen auch immer, erschwert ist.
? Wie beurteilen Sie nach dem derzeitigen Kenntnisstand das Sicherheitsprofil von Icatibant?
Bas: Das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil von Icatibant ist sehr gut. In den klinischen Studien gab es weder schwerwiegende unerwünschte Ereignisse noch systemische oder anaphylaktische Reaktionen. An der Einstichstelle entstehen lediglich leichte bis mäßige vorübergehende lokale Reaktionen. Das von vielen Patienten berichtete Brennen und Jucken verschwindet aber schon nach wenigen Minuten. Nach 1-2 Stunden ist in der Regel meist auch das Erythem verschwunden.
Fragen zur Langzeitsicherheit lassen sich derzeit natürlich nicht beantworten. Da bedarf es in den kommenden Jahren wie bei jedem neuen Medikament zunächst einmal sorgfältiger Beobachtungen.
?! Herr Dr. Bas, vielen Dank für das Gespräch.