Rofo 1949; 72(11): 531-539
DOI: 10.1055/s-0029-1231702
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Über den röntgenologischen Nachweis des therapeutischen Streptomycin-Effektes bei Lungentuberkulosen

Friedrich J. Bassermann
  • Aus dem Glyn Hughes Hospital, CCG. Belsen. Chefarzt: Dr. F. Spanier
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

An Hand von 6 Fällen ausgewählter Einzelkasuistik aus einem Krankengut von 30 Tuberkulosefällen, die ausschließlich zunächst mit Str. behandelt wurden, wird der röntgenologisch verfolgbare therapeutische Wirkungseffekt des Medikamentes dargestellt. Unter Beschränkung auf lungentuberkulöse Erkrankungen ist mit dem wirksamsten Erfolg, außer bei der Miliartuberkulose der Lunge, insbesondere bei frischen pneumonischen Infiltrierungen, pneumonischen Nachschüben älterer Tuberkulosen, bei frischen bronchogenen Streuungen, bei der Bronchial- und Larynxtuberkulose, der endokavitären lokalen Behandlung und als Operationsprophylaxe zu rechnen. Kleinere elastische Kavernen können gelegentlich durch Str. allein zum Schwinden gebracht werden. Noch formfähige, ältere Kavernen können z. T. erhebliche Verkleinerungen erfahren, schwinden aber nur selten völlig und dauerhaft. Bei allen anderen Tuberkuloseformen der Lunge empfiehlt sich die Anwendung von Str. nicht. Es steht zu erwarten, daß eine weitere Steigerung des chemotherapeutischen Wirkungseffektes durch die Kombination von Str., PAS und Tb I 698 in geeigneten Fällen möglich ist, wie aus Platzmangel lediglich an einem Fall demonstriert wird.

Ausgedehnte und wohl jahrelange klinische Untersuchungen werden die optimale Dosierung, den Indikationsbereich auch unter Abgrenzung gegenüber anderen Chemotherapeuticis, die Frage nach der individuell abgestuften Kombinationsbehandlung und den Prozentsatz der Dauerheilungen klären müssen. Wir stehen erst im Anfang einer allerdings verheißungsvollen Aera einer Chemotherapie der Tuberkulose, die uns nur dann keine Enttäuschungen bringen wird, wenn wir von den Medikamenten nicht mehr erwarten, als sie zu leisten vermögen, und wenn bisherige bewährte Behandlungsmethoden auch weiterhin im Therapieplan ihre sinnvolle Anwendung finden.

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