Rofo 1949; 72(8): 160-173
DOI: 10.1055/s-0029-1231665
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Über eine neue encephalographische Methode, Hirnkammern und erweiterte periphere Spalträume isoliert zur Darstellung zu bringen

H. Becker, F. Radtke
  • Aus der Städtischen Nervenklinik St. Getreu, Bamberg (Leiter: Prof. Dr. G. Zillig)
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird von einer Methode berichtet, die es bei der lumbal vorgenommenen Encephalographie gestattet, die Luft ausschließlich in die Hirnkammern einzubringen. Ein normales Ventrikelsystem läßt sich kontrastreich mit 20—30 ccm Luft darstellen. Voraussetzung ist eine stärkere Neigung des Kopfes nach vorn, sowie die Vermeidung jeder Druckschwankung durch möglichst klein bemessene Liquor-Luft-Austauschmengen und sehr langsames Injektionstempo. Das Fassungsvermögen der Ventrikel und der Cist. cerebellomedull. darf nicht überschritten werden.

Bei diesem Vorgehen gelingt es gleichzeitig, erweiterte Subarachnoidealspalten und Porusbildungen elektiv mit Luft zu füllen, sofern sie, was bei den meisten hirnatrophischen und Gefäßprozessen der Fall ist, mit den basalen Liquorräumen kommunizieren.

Für den Kranken bietet die Methode den Vorzug praktisch beschwerdefrei zu arbeiten, da Kopfschmerzen an die Ausbreitung der Luft in den kapillären Subarachnoidealspalten geknüpft sind; das bei der Encephalographie sonst geläufige vegetative Syndrom läßt sich, da es durch den Strömungsreiz der Luft in der Cist. basalis ausgelöst wird, vermeiden. Die ersten sich gerade ankündigenden Kopfschmerzen stellen (erstmalig) ein brauchbares Signal für eine ausreichende Ventrikelfüllung dar.

Durch Umkehrung der Bedingungen, wie sie für eine reine Ventrikelfüllung Voraussetzung sind, läßt sich eine ausschließliche Darstellung der subarachnoidealen und basalen Liquorräume möglich machen, bei entsprechend verminderter Luftmenge auch der Zisternen allein.

Diese Methode zur Darstellung der Hirnkammern und erweiterter peripherer Liquorräume genügt den meisten Ansprüchen, die in Neurologie und Psychiatrie an die Encephalographie zu stellen sind. — Die Anzeige für die gelegentlich vorzuziehende bisherige Methode der Mischfüllung und für die ausschließliche periphere Füllung wird besprochen.

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