Rofo 1949; 72(7): 58-68
DOI: 10.1055/s-0029-1231650
Originalarbeiten

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Über Röntgenbefunde von Gasödemen und Phlegmonen mit Gas bei Extremitätenverletzungen1

Hans Schlotter - Chefarzt der Röntgenabteilung des Stadtkrankenhauses Fürth i. B. 1 Herrn Professor Dr. Hans Heinrich Berg zum 60. Geburtstag.
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Systematische Untersuchungen gasbildender Wundinfektionen in den Jahren 1943 und 1944 ergaben eine Bestätigung der von Burchard im ersten Weltkrieg beschriebenen typischen Röntgenbefunde bei Gas ödem. Sie zeigten, daß der typische Gasödembefund in seiner charakteristischen Form der Fiederung bzw. der fibrillären Ausrichtung der Gaseinschlüsse in der Muskulatur mit dem Auftreten der örtlichen und allgemeinen Gasödemsymptome zu erheben und bei differentialdiagnostischen Erwägungen als ein sicheres objektives Symptom zu verwerten ist. Vergleichende pathologisch-anatomische Untersuchungen (Nordmann) ergaben eine Übereinstimmung des im Röntgenbild feststellbaren gasödemerkrankten Gebietes mit dem pathologisch-anatomischen Befund, so daß der Röntgenbefund in der Bestimmbarkeit der Ausdehnung des Prozesses dem behandelnden Chirurgen einen wertvollen Einblick vermittelt. Die Untersuchungen bei Phlegmonen mit Gas zeigten vielgestaltige Befunde, die in ihrer fleckigen und streifigen Aufteilung der Gaseinschlüsse dem vorwiegend interstitiellen Prozeß der Phlegmonen entsprechen und in ihrer vielgestaltigen Form durch die Mannigfaltigkeit der verschiedenen Phlegmonen bestimmt werden. Die gegenüber den typischen Gasödembefunden sich deutlich unterscheidenden Befunde bei Phlegmonen mit Gas ließen sich differentialdiagnostisch auswerten. Der Röntgenbefund vermittelte die Kenntnis des Weges und der klinisch oft nicht zu erfassenden Lokalisation in der Tiefe gelegener Einschmelzungen, soweit der Prozeß lokal mit einer Gasbildung einherging. Da der Behandlungserfolg mit der Rechtzeitigkeit des Beginns und der dem zugrunde liegenden Prozeß entsprechenden Wahl der Behandlung oft entscheidend verknüpft ist und gerade beim Gasödem sehr kurze Zeitspannen die Prognose entscheiden, läßt uns das Bestreben nach Verfeinerung und Frühzeitigkeit der Diagnostik die Forderung nach Einbau der Röntgenuntersuchung in den Untersuchungsgang aller gasbildenden Infektionen als berechtigt erscheinen.

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