Rofo 1978; 129(12): 762-765
DOI: 10.1055/s-0029-1231201
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Doppelkonturen und Begleitschatten am Schädel bei anämischen Erkrankungen*

Double contours and companion shadows in the skull associated with anaemiasF. Reimann, E. Celik
  • Institut für Radiodiagnostik (Direktor: Prof. Dr. E. Gökman) der Medizinischen Fakultät Capa der Universität Istanbul, Türkei
* 11. Mitteilung aus der Reihe „Untersuchungen über Veräderungen des Skelettsystems bei schweren Bluterkrankungen“.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. August 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei Patienten mit Mittelmeeranämie, mit kongenitaler hämolytischer Anämie, Sichelzellanämie und Eisenmangelkrankheit zeigt sich im seitlichen Röntgenbild des Schädels oft ein besonderer Befund. Es finden sich Veränderungen der äußeren und inneren Schädelbegrenzung. Sie bestehen aus einer doppelten oder mehrfachen Begrenzung des Schädels nach außen und aus einem Schattenband oder mehreren Schattenstreifen und Linien an der Innenseite des Schädels. Sie finden sich nur im Bereich der Scheitelbeine und werden durch die Verbreiterung der Schädelknochen, die Vorwölbung der beiden Parietalbeine, die zuweilen verstärkten und vertieften Ränder des Sinus sagittalis superior und vor allem durch die median gelegene Rinne und Einbuchtung am Schädel, die durch die nach beiden Seiten vorgewölbten Parietalbeine erzeugt werden, hervorgerufen. Diese morphologischen Veränderungen sind durch das hypertrophische Wachstum des roten Knochenmarks, das bei diesen Erkrankungen besteht, verursacht. Die röntgenologischen Befunde entsprechen in erster Linie einem überlagerungs- und Interferenzeffekt, der bei der seitlichen Lagerung des Kopfes beim Passieren der abbildenden Röntgenstrahlen durch die Knochenpartien verschiedener Dicke und Dichte zustande kommt. Longitudinal verlaufende Erhebungen und Leisten an der Innenseite des Schädels, die die röntgenologischen Bilder teilweise hätten erklären können, waren nicht nachzuweisen. Da die Hypertrophie des roten Knochenmarks und die durch die Wucherung des Marks entstandenen Veränderungen an den Schädelknochen zu den typischen Merkmalen der genannten Bluterkrankungen gehören, führen sie auch zu den gleichen röntgenologischen Befunden. Diese stellen daher ein charakteristisches Merkmal für die betreffenden Erkrankungen dar.

Summary

Lateral X-ray pictures of the skull in certain several and chronic disorders of the blood as thalassaemia, congenital haemolytic anaemia, sickle cell anaemia and iron deficiency disease show frequently changes of the outlines of the cranial bones. They consist of a double contour of the outer cranial border and on the interior side below the sagittal sutura of a band-like shadow or of multiple stripes and lines running parallel to the cranial vault. They concern the parietal bones and may extend from the bregma till to the lamda or occupy only a part of this distance. The roentgenological features are due to the enlargement of the cranial bones, the bulging out of both parietal bones, the sometimes enlarged and deepened borders of the sulcus sagittalis superior and particularly to the furrow and depression on the skull above the sagittal suture caused by the protruding parietal bones on both sides. As these different abnormal structures must be passed by the picturing X-ray, effects of superposition and interference are produced. Longitudinal ridges or bony edges which could explain the roentgenological findings could not be established. Since the peculiar alterations of the cranial bones are mainly found in the mentioned blood disorders, where they are caused by the overgrowings red marrow, they also display the same roentgenological features. These features are, therefore, a characteristic sign of these diseases.