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DOI: 10.1055/s-0029-1225251
Venöse Thrombembolie, Protein S Mangel, Pille und Vitamin-K Antagonist: Fallbericht einer ungewöhnlichen Konstellation
Fragestellung: Diverse genetische Polymorphismen wie Antithrombin III-, Protein C- oder Protein S- Mangel und auch aPC-Resistenz erhöhen das Risiko für ein thrombembolisches Ereignis substantiell. Kombinierte orale Kontrazeptiva führen zu einer weiteren Risikosteigerung und sind bei genetisch belasteten Patientinnen sowie bei Patientinnen, die bereits eine Thrombose erlitten haben, prinzipiell kontraindiziert. Fallbericht: Wir präsentieren den Fall einer 28-jährigen Protein-S-defizienten Patientin, die nach tiefer Beinvenenthrombose mit 50% einseitigem venösem Verschluss und peripherer Lungenembolie über 4 Jahre ein kombiniertes orales Kontrazeptivum (triphasisches Präparat, 50–70–100µg Gestoden + 30–40–30µg Ethinylöstradiol) bei gleichzeitiger Dauertherapie mit Phenprocoumon einnahm. Die Patientin hatte ihre täglichen sportlichen Aktivitäten stets ohne Einschränkungen ausüben können. Regelmäßige INR-Kontrollen hatten therapeutische Bereiche der Vitamin-K-Antagonisierung von 2,0–3,0 ergeben. Zum Zeitpunkt der Vorstellung an unserer Hormonambulanz zeigte der Ultraschall-Befund der tiefen Beinvenen komplette Remission. Schlussfolgerung: In Ausnahmefällen können kombinierte orale Kontrazeptiva bei Patientinnen mit thrombogenen genetischen Veränderungen unter dauerhafter Antikoagulation angewandt werden. Exakte Aufklärung der Patientin sowie regelmäßige und genaue INR-Kontrollen sind Grundvoraussetzungen für ein solches Vorgehen.