Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P116
DOI: 10.1055/s-0029-1225191

Die Rolle des Operationsergebnisses als Prognosefaktor beim fortgeschrittenen epithelialen Ovarialkarzinom – eine Analyse von prospektiven, randomisierten AGO/GINECO Studien

B Schmalfeldt 1, S Sinz 1, K Seck 1, A Reuss 2, J Pfisterer 3, A du Bois 4
  • 1Frauenklinik der TU München
  • 2KKS der Philipps Universität Marburg
  • 3Frauenklinik der Ubbo-Emmius Klinik Aurich
  • 4Klinik für Gynäkologe und gynäkologische Onkologie der Dr. Horst Schmidt Klinik GmbH Wiesbaden

Fragestellung: Die primäre radikale Operation mit dem Ziel der maximalen Tumorreduktion gefolgt von der Platin/Taxan haltigen Kombinationschemotherapie ist der Standard in der Therapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms. Die prognostische Rolle der kompletten und der so genannten optimalen Tumorreduktion und die Interaktion mit biologischen Faktoren ist nicht endgültig geklärt. Methodik: Explorative Analyse von drei prospektiven, randomisierten Studien (AG-OVAR 3, 5 & 7), in denen Platin/Taxan basierte Chemotherapieschemata beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom untersucht wurden, durchgeführt zwischen 1995 und 2002. Ergebnisse: 3126 Patientinnen wurden ausgewertet. Bei jeweils einem Drittel konnte eine komplette Tumorresektion (Gruppe A), ein kleiner Tumorrest von 1 bis 10mm (Gruppe B), oder ein großer Tumorrest >1cm im Durchmesser (Gruppe C) erreicht werden. In der multivariaten Analyse wurde für die Gruppe A mit kompletter Tumorresektion ein längeres progressionsfreies Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) im Vergleich zur Gruppe B oder C (p<0,0001) gezeigt. Für die „optimale“ Tumorreduktion wie in Gruppe B konnte eine zwar kleine, aber signifikante prognostische Bedeutung gegenüber der Gruppe C nachgewiesen werden. Weitere unabhängige Prognosefaktoren für das Gesamtüberleben waren Alter, Allgemeinzustand, Grading, FIGO Stadium und Histologie, vor allem der muzinöse Subtyp. Die komplette Tumorresektion hatte eine signifikante Bedeutung in allen Subgruppen einschließlich des FIGO Stadiums IV und in allen Tumortypen einschließlich den ungünstigen histologischen Subtypen. Der Tumorrest war mit biologischen Prognosefaktoren assoziiert. Darüber hinaus korrelierte der Resektionsstatus mit Art und Ausbreitung des Rezidivs. Schlussfolgerung: Das Ziel der Primäroperation sollte die komplette, und nicht die „optimale“ Tumorresektion sein. Die prognostische Bedeutung der Tumorbiologie scheint zum Teil durch den Tumorrest übertroffen zu werden. Daher sollte die künftige Evaluation der biologischen Faktoren wie auch potentieller, biologischer Therapien auf Patientinnen mit kompletter Tumorresektion fokussiert werden.