Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P91
DOI: 10.1055/s-0029-1225165

Case report: Falsch positives CTG durch manuelle Nabelschnurmanipulationen des Feten

EC Weiss 1, W Schöll 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Graz, Graz

Fragestellung: Das Risiko einer falsch positiven CTG-Beurteilung bei extremer Frühgeburtlichkeit soll anhand eines Fallberichtes aufgezeigt werden. Methodik: Wir berichten über eine gesunde 37-jährige Grav III/0 ohne chirurgische, internistische oder gynäkologische Vorerkrankungen, die wegen vorzeitiger Wehentätigkeit in der 24+4. Schwangerschaftswoche aus einem peripheren Krankenhaus an die Klinik transferiert wurde.

Erste Sonografiebefunde zeigten einen normosomen Einling mit deutlichen Herzaktionen und Kindsbewegungen, ohne Hinweis auf fetalen Distress, unauffällige Fruchtwassermenge und normale fetoplazentare Perfusion. Der Vaginalsonografie zeigte eine Verkürzung der Cervix auf 8mm mit deutlicher Trichterbildung. Die Spekulauntersuchung ergab keine pathologischen Cervixveränderungen. Infektiologische Abstriche aus dem Genitalbereich waren unauffällig, Fibronektin sowie ein Test auf vorzeitigen Blasensprung waren negativ.

Während der täglichen CTG-Kontrollen wurden wiederholt spontane, tiefe und auch breitere Dezelerationen registriert, wobei weder subjektiv noch objektiv Wehentätigkeit feststellbar war. Die sonographische Ursachensuche zeigte dabei mehrmals den Feten mit der Nabelschnur fest in seiner Hand, dabei zeigten sich stets ein unauffälliger Fruchtwasserbefund, sowie völlig unauffällige arterielle und venöse fetale Doppleruntersuchungen. Ergebnisse: Nicht tokolysierbare Wehentätigkeit und ansteigende Entzündungsparameter führten schließlich zur Spontangeburt eines 690g schweren Mädchens in der 25+3. Schwangerschaftswoche mit etwa einwöchigem Abstand zu den zuvor registrierten CTG-Auffälligkeiten. Die pH- Werte der Nabelarterie/-vene mit 7,36 bzw. 7,39 zeigten keinerlei Hinweis auf fetale Azidose. Als Ursache der vorzeitigen Wehen wurde eine gangränöse Chorioamnionitis, bestätigt durch die Plazentahistologie, diagnostiziert.

Schlussfolgerung: Wiederholte Fotodokumentation des Feten mit der Nabelschnur in seiner Hand während gleichzeitiger Episoden vermeintlich pathologischen CTGs führte zum Verdacht, dass diese durch den Feten hervorgerufen oder zumindest mitverursacht worden wären. Die Vermutung der fetalen Nabelschnurkompression begründet sich auf ihrem nur intermittierenden Auftreten, sowie dem deutlichen sonographischen Nachweis. Zudem gab es kein Hinweiszeichen auf eine fetale Asphyxie bei unauffälligen Nabelschnur-pH-Werten nach der Geburt. Eine iatrogene Frühgeburtlichkeit durch eine falsch positive CTG-Beurteilung ist ein unbedingt zu vermeidendes Szenario.