Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P17
DOI: 10.1055/s-0029-1225092

Schwangerschaft bei Makroprolaktinom – ein Fallbericht und Literaturübersicht

E Grubinger 1, I Zervomanolakis 1, V Mattle 1, A Weinzierl 1, C Brezinka 1, L Wildt 1
  • 1Department für Frauenheilkunde, Medizinische, Universität Innsbruck

Fragestellung: Makroprolaktinome der Hypophyse sind mit einer Prävalenz von 10/1Mio. häufige hormonproduzierende Tumore. Mit der Einführung der neuen, selektiven D2- Dopaminagonisten bietet sich eine gezielte Möglichkeit der Therapie in der Schwangerschaft. Methodik: Es wird der Fall einer 29-jährigen Patientin mit einem Makroprolaktinom dargestellt. Die Nulligravida stellte sich zur Abklärung einer sekundären Amenorrhoe mit Kinderwunsch vor. Es zeigte sich eine Hyperprolaktinämie mit einem Prolaktinwert von 116µg/l wegen eines durch Kernspintomografie (MRI) diagnostizierten Makroprolaktinoms von 1,5cm Durchmesser. Dieses infiltrierte den Sinus cavernosus einseitig und verdrängte konsekutiv den Hypophysenstiel. Ergebnisse: Infolge der initialen Behandlung mit dem Dopaminagonisten Cabergolin (Dostinex®, Pfizer Österreich) kam es zur spontanen Schwangerschaft ohne vorausgegangene Menstruation. Bei intakter Gravidität wurde wegen Kontraindikation von Cabergolin die Behandlung auf Quinagolid (Norprolac®, Ferring Österreich) umgestellt. Die MR Verlaufskontrolle zeigte in der 24. SSW eine Größenpersistenz des Tumors. Die Patientin war stets beschwerdefrei. Im Verlauf der Schwangerschaft war eine deutliche Prolaktinzunahme auf bis zu 186µg/l nachzuweisen.

Anhand regelmäßiger Fetometrien diagnostizierten wir ein Small for Gestational Age (SGA) Kind mit fehlendem Wachstum ab der 34. SSW, so dass die Indikation zur Geburtseinleitung in der 37. SSW gestellt wurde. Die Patientin wurde von einem Mädchen mit 1570g, Apgar-Score 9/10/10 und NSa-pH von 7,19 entbunden. Das Kind musste postpartal von der neonatologischen Intensivstation übernommen werden. Durch die genetische Abklärung wurde eine Zystische Fibrose des Kindes diagnostiziert. Der postpartale Verlauf zeigte sich auf mütterlicher Seite völlig unauffällig mit problemloser Laktation. Auch das MRI ergab an Größe und Ausdehnung ein stabiles Hypophysenadenom. Unmittelbar postpartal lag das Prolaktin bei 112,5µg/l. Schlussfolgerung: Im Falle einer Hyperprolaktinämie bei Kinderwunsch stellt die Behandlung mit dem selektiven D2 Agonisten eine gute Therapieoption dar. Der Schwangerschaftsverlauf wie auch die Entbindung bei Patientinnen mit Prolaktinomen erfordert je nach Form und Ausdehnung des Tumors eine interdisziplinäre endokrinologische, geburtshilfliche, neurologische, neurochirurgische und ophthalmologische Betreuung.