Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A72
DOI: 10.1055/s-0029-1224996

Östrogenrezeptor β hemmt die Proliferation humaner Mammaepithelzellen

C Lattrich 1, O Treeck 1, O Ortmann 1
  • 1Universität Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Regensburg, Deutschland

Östrogenrezeptor β (ERβ) wird in Mammaepithelzellen stark exprimiert. Während der Karzinogenese hormonabhängiger Gewebe nimmt der Expressionsgrad dieses Rezeptors jedoch häufig ab. In dieser Arbeit untersuchten wir auf mRNA-Ebene die Auswirkungen eines ERβ-Expressionsverlustes in Mammaepithelzellen. Mit einem ERβ-spezifischen shRNA Plasmid transfizierten wir humane MCF-10A Mammaepithelzellen und MCF-7 Mammakarzinomzellen und reduzierten damit das ERβ mRNA-Level in diesen Zellen um mindestens 80%. Der ERβ Knockdown führte zu einem deutlich verstärkten Wachstum beider Zelllinien sogar in Abwesenheit des Liganden Östradiol. Dieser Liganden-unabhängige Effekt war begleitet von einer erhöhten Cyclin A2 Expression in MCF-10A Zellen und einer verminderten Expression des antiproliferativen p21/WAF in beiden Zelllinien. Die Transfektion mit ERβ shRNA veränderte nicht die Östrogensensitivität von MCF-10A Zellen, aber reduzierte die Sensitivität von MCF-7 Mammakarzinomzellen gegenüber Östradiol und Tamoxifen. Dieser Liganden-abhängige Effekt, der nur in ERα-positiven MCF-7 Zellen beobachtet wurde, war begleitet von einer geringeren Östrogen-induzierten Repression der p21/WAF Expression sowie einer verminderten Stimulation von ERα und Cyclin A2. Unsere Daten unterstützen die These, dass ERβ eine antiproliferative Funktion in Mammaepithelzellen ausübt. Diese wird unabhängig vom Liganden und des ERα-Expressionsstatus durch eine Regulation der p21/WAF oder Cyclin A2 Genexpression vermittelt.