Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A56
DOI: 10.1055/s-0029-1224980

Mütter mit Mammakarzinom – Belastung und gesundheitsbezogene Lebensqualität von Müttern und ihren Kindern. Ergebnisse der Begleitstudie zur Qualitätssicherung des Modellprojekts „gemeinsam gesund werden“ für an Brustkrebs erkrankte Mütter und ihre Kinder

K John 1, C Bieber 1, F Mattejat 1
  • 1Philipps-Universität Marburg, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Marburg, Deutschland

Zielsetzung: An Brustkrebs erkrankte Mütter sind im Vergleich zu anderen Mammakarzinom-Patientinnen in einer besonderen Situation: Zur Sorge um den eigenen Gesundheitszustand kommt die Sorge um die Kinder und die Unsicherheit darüber wie ihnen die Erkrankung zu vermitteln ist. Auch Behandlung und Rehabilitation werden durch die Versorgung der Kinder erschwert. Die Kinder selbst, so ist seit den 1960er Jahren bekannt, haben ein erhöhtes Risiko, psychische Störungen auszubilden.

Die stationäre Rehabilitationsmaßnahme „gemeinsam gesund werden“ wendet sich an Mütter mit Mammakarzinom und ihre Kinder. Die Begleitstudie dient der Qualitätssicherung und der Erhebung von Daten zur Beeinträchtigung der Mütter und ihrer Kinder.

Materialien und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie mit 5 Messzeitpunkten wird

u.a. die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Frauen (EORTC QLO-C30, EORTC QLQ-BR23) sowie die Lebensqualität (ILK) und psychische Beeinträchtigung (SDQ) der Kinder erfasst.

Ergebnisse: Vor der stationären Rehabilitationsmaßnahme ist die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Frauen (Altersdurchschnitt 40,4 Jahre; T-Wert 1: 55,5%, 2: 35,9%, 3 o. 4: 8,6%) im Vergleich zu anderen Patientinnengruppen deutlich beeinträchtigt, insbesondere auf den EORTC Skalen Emotional Functioning (Score Mean 38,75) und Social Functioning (Score Mean 50,14).

Auch die Lebensqualität der Kinder ist reduziert, die psychischen Auffälligkeiten deutlich erhöht: Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sind 3mal so viele Kinder psychisch auffällig, insbesondere im Bereich Emotionale Probleme.

Zusammenfassung: An Brustkrebs erkrankte Mütter sind eine besonders beeinträchtigte Patientinnengruppe. Die Mutterrolle birgt für die Frauen zusätzliche Belastungen, die Kinder leiden stark unter Ängsten und Sorgen. Eine besondere Berücksichtigung dieser spezifischen Beeinträchtigungen im Behandlungs- und Rehabilitationsprozess scheint indiziert.