Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A7
DOI: 10.1055/s-0029-1224932

Strahlungsbedingte Induktion bei der Genese von Brustsarkomen

K Alawadi 1, N Iblher 1, H Bannasch 1, GB Stark 1, J Borges 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Plastische und Handchirurgie, Freiburg, Deutschland

Einleitung: Mamma-Sarkome sind mit ca. 0,2–1% aller malignen Erkrankungen der Brust und weniger als 5% aller Weichteil-Sarkome seltene mesenchymale Tumoren. Strahleninduzierte Brust-Sarkome treten in 0,13% auf.

Methodik: In der Zeit zwischen 2000–2008 wurden 3 strahleninduzierte Brust-Sarkome in unserer Abteilung behandelt. Bei allen Patientinnen wurde nach R0-Resektion des Karzinoms eine postoperative Bestrahlung durchgeführt. Die durchschnittliche Latenzzeit bis zur Sarkomentwicklung betrug 6 Jahre. Bei allen Patienten wurde nach Diagnosestellung des Sarkoms eine radikale Mastektomie durchgeführt.

Ergebnis: Der Resektionsstatus nach Sarkomentfernung zeigte bei allen Patientinnen eine R0-Situation. Trotzdem entwickelte sich bei 2 Patientinnen ein Lokalrezidiv, bei einer Patientin trat zusätzlich eine hier selten beobachtbare Lymphknotenmetastase auf. Eine Patientin entwickelte nach kompletter Entfernung des Sarkoms eine Metastase an der Gegenseite, eine von drei Patientinnen verstarb an den Folgen des Sarkoms.

Diskussion: Angiosarkome sind seltene Tumoren, die aus vaskulären Endothelzellen hervorgehen. Bestrahlung ist ein bekannter Risikofaktor bei der Entwicklung von Angiosarkomen an der Brust. Bei chronischen Lymphödemen erhöht sich die Gefahr eines Stewart Treves-Syndromes zusätzlich durch die Bestrahlung. Die Latenzzeit zwischen der Therapie und dem Auftreten von Angiosarkomen erscheint umgekehrt proportional zur Bestrahlungsdosis. Die meisten strahleninduzierten Brustangiosarkome wachsen aggressiv. Weite lokale Exzision mit einem Sicherheitsabstand von mindestens 2–3cm ist bei derartig invasiven Tumoren die Mindestforderung im Rahmen onkochirugischer Sanierung, die radikale Mastektomie erscheint hier als die Therapie der Wahl. Die Rezidiv-Rate eines strahleninduzierten Mamma-Sarkoms ist trotz erfolgter R0-Resektion sehr hoch und wird in der Literatur mit ca. 65% angegeben, was an der starken Wachstumstendenz des Tumors über die makroskopisch bzw. durch MRI erkennbaren Grenzen hinaus liegt.