Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_N_07_03
DOI: 10.1055/s-0029-1223078

Sinusarrest bei einem Frühgeborenen: ungewöhnliche Nebenwirkung nach pränataler Chemotherapie

C Bölke 1, C Bender 1, M Keller 2, D Hildebrandt 3, M Henkes 4, M Henschen 1
  • 1Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin VS-Villingen, Villingen-Schwenningen
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Schwarzwald-Baar Klinikum, Villingen-Schwenningen
  • 3Klinik für Innere Medizin III Kardiologie, Schwarzwald-Baar Klinikum, Villingen-Schwenningen
  • 4Klinik für Innere Medizin II Onkologie, Schwarzwald-Baar Klinikum, Villingen-Schwenningen

Einleitung: Bei Schwangeren mit neu diagnostizierter onkologischer Erkrankung stellt sich die Frage nach dem Beginn der Chemotherapie bei der werdenden Mutter und nach der vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft. Wir möchten anhand des folgenden Fallbeispiels beschreiben, wie nach Diagnose eines malignen Lymphoms bei einer Schwangeren im mittleren Trimenon vorgegangen wurde und welche Konsequenzen sich dabei für das Kind ergeben haben.

Fallbeispiel: Bei einer 17-jährigen Schwangeren war in der 22. SSW ein Hodgkin-Lymphom Stadium IIa vom nodulär sklerosierenden Subtyp diagnostiziert worden. Nach einer interdisziplinären Konferenz und Abwägung der Risiken für das ungeborene Kind war eine Chemotherapie nach Protokoll ABVD durchgeführt worden. In der 25. SSW und der 27. SSW wurde je ein Zyklus mit Doxorubicin (25mg/m²), Bleomycin (10mg/m²), Vinblastin (6mg/m²) und Dacarbazin (375mg/m²) durchgeführt. Die Beendigung der SS erfolgte vor Beginn des dritten Chemotherapiezyklus in der 33. SSW. Postpartal fielen bei dem Frühgeborenen eine Anämie (Hb minimal 10,3mg/dl) und eine Leukozytopenie (Leukozyten minimal 4,5/nl) auf. Außerdem trat ab dem 4. Tag mehrfach ein bis zu 4 Sekunden dauernder Sinusarrest auf, ohne dass sich sonst kardial auffällige Befunde erheben ließen. Diese Ereignisse traten im weiteren Verlauf, auch ohne dass eine spezifische Therapie durchgeführt wurde, nicht mehr auf.

Diskussion: Für eine Reihe von Chemotherapeutika gibt es Studien über mögliche fetale Nebenwirkungen wie Leukopenie und Anämie. Bisher noch nicht beschrieben wurde der bei unserem Frühgeborenen aufgetretene rezidivierende Sinusarrest.

Literatur: Germann N, Goffinet F, Goldwasser F; Anthracyclines during pregnancy: embryo-fetal outcome in 160 patients, Ann Oncol. 2004 Jan;15(1):146-50.