Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_G_10_07
DOI: 10.1055/s-0029-1222965

Diagnostik und Therapie der symptomatischen Harnstauungsniere in der Schwangerschaft

J Neymeyer 1, W Abdul-Wahab Al-Ansari 1, A Apostolidis 1, S Kassin 1, T Laux 1, M Beer 1
  • 1privat, privat

Einführung: Bei Graviden sind Flankenschmerzen, Koliken oder Fieber Verdachtsmomente auf eine symptomatische Harntransportstörung. Bei Harnstauung muss eine Harnableitung erfolgen, um den oberen Harntrakt zu entlasten, das Risiko einer Pyelonephritis mit Gefahr der Urosepsis ist zu vermeiden und Risiken der Frühgeburt zu vermindern sowie irreparable Schäden für die Niere zu verhindern. Es ist eine suffiziente Harnableitung mittels Drainage durch eine Doppel-J-Schiene (DJ) oder Nephrostomie indiziert.

Fragestellung: Der Vergleich der Verträglichkeit oberflächentitanisierter DJ's mit unbehandelten DJ's sollte untersucht werden. Unter Ultraschallkontrolle soll die intraluminale transureterale Harnableitung positioniert werden, um radiologische Kontrollen mit möglichen Strahlenschäden für den Fötus zu vermeiden.

Material und Methodik: Bei 96 Graviden wurde ein 6 Charr / 28 cm starker DJ aus Silikon zwischen Nierenbecken und Harnblase in Seldinger-Technik unter Vorlage eines Terumosensordrahtes platziert.

Ergebnisse: Von Januar 2004 bis April 2008 erfolgten 96 (n=36 titanisierte DJ's, n=60 unbehandelte DJ's) sonographisch gestützte Schienenanlagen in Lokalanästhenie. Titanisierte DJ waren deutlich verträglicher, es wurden signifikant weniger Auflagerungen und Verkrustungen nachgewiesen sowie insgesamt wurden deutlich weniger Missempfindungen angegeben. Im Gegensatz zu nichttitanisierten DJ-Schienen, welche schneller verstopften und häufig gewechselt werden mussten, lagen titanisierte DJ-Schienen immer bis zur Beendigung der Schwangerschaft. Nur eine titanisierte DJ-Schiene bei bekannter Nephrolithiasis der Patientin wies starke Verkrustungen an Enden auf. In 2 Fällen wurde eine Nephrostomie angelegt.

Diskussion: Das Ziel der DJ-Einlage, die Verringerung der Schmerzen und Koliken, der Schutz der Niere vor chronischem Schaden, Senkung der Wehentätigkeit, Senkung der Risiken der Frühgeburt und die Harnableitung bei infizierter Harnstauungsniere wurde mit titanisierten DJ's schonender und vorteilhafter als mit nichtbeschichteten DJ's erreicht.

Schlussfolgerung: Die Anwendung titanisierter DJ's ist wegen eindeutig besserer Verträglichkeit im Sinne der nach Schieneneinlage auftretenden iatrogenen Beschwerden der Anwendung nichtbeschichteten Schiene vorzuziehen. Zusätzlich ist eine geringere Verkrustungsrate positiv zu werten.

Zusammenfassung: Bei symptomatischer Harnstauungsniere bei Graviden sollte immer unter sonographischer Kontrolle eine Doppel-J-Schiene durch geübte Operateure gelegt werden. Ohne Ultraschallkontrolle ist das Perforationsrisiko hoch, jedoch sind Röntgenkontrollen zu vermeiden. Eine Nephrostomie wäre indiziert, wenn eine Doppel-J-Schienung nicht möglich ist.