Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_G_08_01
DOI: 10.1055/s-0029-1222940

Überleben einer schwersten Anämie bei fetomaternalem Transfusionssyndrom (Fallbericht)

A Troppmann 1, F Wild 1, L Haftel 1, I Henrichs 1
  • 1Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin der >Kliniken St. Elisabeth< Neuburg/Donau, Neuburg/Donau

Einleitung; In sehr seltenen Fällen kann es in der Schwangerschaft zum Übertritt großer Mengen kindlichen Blutes in den mütterlichen Kreislauf kommen mit einer hohen perinatalen Morbidität und Letalität. Wir berichten über eine fetomaternalen Makrotransfusion mit schwerster Anämie des Neugeborenen.

Fallbericht; Bereits zwei Tagen vor Geburt waren der 29 jährigen Mutter verminderte Kindsbewegungen aufgefallen. Wegen des sinusoidalen Musters im CTG erfolgte die primäre Sectio. Das weibliche Frühgeborene war schwerst anämisch (Hb 27g/l; Hk 0,10), dCT negativ. Im mütterlichen Blut konnten 27,5 0/00 Erythrozyten mit fetalem Hb (Kleihauer-Betke-Test) nachgewiesen werden. Das rückgerechnete übergetretene fetale Blutvolumen entsprach 130ml. Fetalseits zeigte sich eine extreme Erythroblastose mit 550 erythrozytären Vorläuferzellen pro 100 Leukozyten. Einer sofortigen Notfalltransfusion schlossen sich mehrere Transfusionen von Erythrozytenkonzentrat an. Die aktivierte Erythropoese weist nicht auf einen akuten Blutverlust hin, weil die Erythrozytenneubildung bei akuter Hämorrhagie erst nach 5 bis 7 Tagen reagiert. Der Hämoglobinwert blieb stabil. Bei Entlassung nach 20 Tagen zeigte sich das Kind neurologisch unauffällig.

Schlussfolgerung; Verminderte Kindsbewegungen und ein CTG mit sinusoidalem Muster können neben peripartalem Blutverlust auch eine akute oder chronische Blutung des Kindes in den mütterlichen Kreislauf signalisieren. Mit dem Kleihauer-Betke-Test konnte die Diagnose einer länger bestehenden Makrotransfusion ins mütterliche Blut gestellt werden. Eine optimale postnatale Versorgung einschließlich einer Notfalltransfusion sind notwendig fürs Überleben des Kindes.

Literatur: Giacoia G.P.: Severe fetomaternal hemorrhage: A Review, Obstet Gynecol Surv 1997 Jun;52(6):372-80. Ohshita T. et al.: Prenatal diagnosis of acute massive fetomaternal hemorrhage, J Nippon Med Sch 1999; 66(4): 266-69. Ishihara H.: Massive fetomaternal hemorrhage: case report; Asia Oceania J Obstet Gynaecol. 1990 Sep; 16(3): 225-8. Markham L.A. et al.: Case report of massive fetomaternal hemorrhage and a guideline for acute neonatal management. Adv.Neonatal Care. 2006 Aug; 6(4): 197-205