Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_G_07_12
DOI: 10.1055/s-0029-1222939

Pränatal diagnostizierte Epulis des Oberkiefers als Ursache einer Polyhydramnie – 3D-Ultraschall, peri- und postnatales Management

W Scheib 1, R Sader 2, A Etzrodt 3
  • 1Pränatale Medizin u. Humangenetik an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hochtaunuskliniken gGmbH, Bad Homburg
  • 2Klinikum der J-W-Goethe-Universität, Mund-, Kiefer- u. Plastische Gesichtschirurgie, Frankfurt
  • 3Frauenklinik der Hochtaunuskliniken gGmbH, Bad Homburg

Der kongenitale Granularzelltumor (Epulis) ist ein seltener, typischerweise von den Alveolarleisten des Neugeborenen ausgehender, gutartiger Tumor. Deutlich häufiger findet sich ein Teratom (Epignathus) als konnataler Tumor der Mundhöhle, das differentialdiagnostisch nur durch die histologische Beurteilung abzugrenzen ist. In Standardlehrbüchern der Geburtshilfe und der Pädiatrie ist die Epulis nur spärlich zu finden. Wir wollen auch deshalb anhand von Bilddokumentationen die Stadien pränatal: postnatal: postoperativ zeigen.

Uns wurde eine Schwangere in der 37. SSW zur Ultraschalldiagnostik wegen Polyhydramnie vorgestellt. Bereits das B-Bild zeigte einen aus der Mundhöhle prolabierenden gut durchbluteten Tumor. Die fotographische Qualität der pränatalen 3D-Darstellung erleichterte wesentlich die nun folgende Beratungssituation der Eltern unter den Aspekten von Geburtshilfe, Humangenetik, Pädiatrie und MKG-Kinderchirurgie. Die Entbindung erfolgte spontan am Termin in Anwesenheit des Neonatologen. Die postpartale Anpassung des weiblichen Neugeborenen war trotz der Tumorgröße (3,8×2,2×1,7cm) unproblematisch, sodass das angestrebte „Bonding“ uneingeschränkt möglich war. Die operative Entfernung des Tumors erfolgte am 2. Lebenstag, das Neugeborene wurde am 9. Lebenstag nach unkompliziertem Verlauf und gutem Trinken an der Brust nach Hause entlassen.

Tumore der Mundhöhle können als seltene Ursache für Polyhydramnie gelten. Trotz Einflussnahme auf den fetalen Schluckakt behindert die kongenitale Epulis nur selten die Atmung oder das Füttern, sodass unter sorgfältiger geburtshilflich-neonatologischer Betreuung Konzepte der familienorientierten Geburtshilfe verwirklicht werden können.

Literatur: Kovacs et.al.: Gingival mass in a newborn infant diagnosed in utero. J Pediatr. 2002, 141:837 Packeisen et.al.: Epulis eines Neugeborenen, Histogenetischer Vergleich zum Granularzelltumor des Erwachsenen. Der Pathologe, Vol.23,No.2, 145-148