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DOI: 10.1055/s-0029-1222074
Erfassung charakteristischer Fußmerkmale von Diabetespatienten einer podologischen Praxis zur Beurteilung einer effektiven Fußprävention
Fragestellung: Mit welchen charakteristischen Fußstatus kommt ein Diabetiker zum ersten Mal in eine podologische Praxis und welche Schlüsse können hieraus für eine effektive Prävention des diabetischen Fußsyndroms (DFS) geschlossen werden?
Methodik: Es wurden alle Diabetiker (n=200), die vom 01/2006 bis zum 12/2007 in die podologische Praxis zur medizinischen Fußpflege kamen, erfasst und ihre Patientencharakteristika und ihr Fußzustand deskriptiv ausgewertet. Das Erhebungsinstrument war ein standardisierter Anamnesebogen, der beim ersten Besuch des Diabetikers von der behandelnden Podologin ausgefüllt wurde. Alle relevanten Kriterien über die Diabeteserkrankung und die Funktionalität der Füße wurden abgefragt. Bei der Auswertung wurde davon ausgegangen, dass der Patient zum ersten Mal während seiner Diabetesdauer eine podologische Therapie erhält. Die Informationen der Anamnesebögen wurden zunächst anonymisiert und dann in eine SAS- Datenbank eingegeben und mit dem Statistikprogramm SAS Version 9.1. analysiert.
Ergebnisse: Die untersuchten Patienten (Alter 67,8±11,2, Diabetesdauer 13,1±10,6, Frauen 48,5%, Diabetes mellitus Typ 2 92,5%) haben einen mittleren HbA1c-Wert von 7,66±1,57. 76% der Patienten haben eine diabetische Polyneuro- und/oder Angiopathie. Trotz vorliegender Neuropathie berichten 88% von Ruhe- und/oder Belastungsschmerzen. 36,9% zeigen kein Berührungsempfinden (nach Semmes-Weinstein) und das Vibrationsempfinden (nach Rydell-Seifert) knapp liegt unter 4/8. 50% der Patienten haben Fußschwellungen, 64% haben Mykosen am Fuß und 77% weisen starke Verhornungen auf. Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Diabetesdauer und einer Fußmykose (Eta2=0,15). Fußschmerzen nehmen in den ersten 10 Krankheitsjahren zu (67% bei einer Diabetesdauer unter 5 Jahren, 80% bei 6–10 Jahren), danach nehmen Fußschmerzen ab (70% bei 11–15 Jahren, 68% bei 16–20 Jahren, 53% bei über 20 Jahren Diabetesdauer).
Schlussfolgerungen: Die Prävention des DFS durch professionelle Fußpflege und Inspektion erfolgt bei Diabetikern zu spät. Beim ersten Erscheinen in der podologischen Praxis sind die Füße bereits stark verhornt, mykotisch befallen und weisen Deformitäten auf. Warnsignale wie z.B. Schmerzen ließen Risikopatienten frühzeitig erkennen. Zur effektiven Fußprävention müssen gezielte Abfragen nach Symptomen und Aussehen der Füße und frühzeitige und regelmäßige Fußuntersuchungen als präventive Maßnahmen besser etabliert und umgesetzt werden. Alle Berufsgruppen, die bei der Versorgung von Diabetespatienten beteiligt sind, müssen zukünftig definierte Aufgaben für eine gezielte Prävention wahrnehmen.