Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_268
DOI: 10.1055/s-0029-1222072

Diabetisches Hand Syndrom – eine seltene Komplikation

P Loeff 1, R Kapteina 2, C Benz 1
  • 1Evangelisches Krankenhaus Köln-Weyertal, Innere Medizin, Köln, Germany
  • 2Diagnostikzentrum Neurologie im Evangelischen Krankenhaus Köln-Weyertal, Köln, Germany

Einleitung: Ca. 7% aller Diabetiker entwickeln ein diabetisches Fußsyndrom (DFS). Die Ursachen für die Fußläsionen sind multifaktoriell. Es werden zwischen neuropathischen und angiopathischen Ulcera unterschieden, wobei Mischformen häufig sind. Analog zum DFS werden Läsionen an der oberen Extremität kaum beschrieben.

Fallbericht: Eine 73-jährige Patientin wurde im Januar 2008 wegen einer Osteomyelitis DV der linken Hand und dekomp. Diabetes mellitus Typ 2 stationär internistisch aufgenommen. Der Diabetes besteht seit 9,6 Jahren, eine Insulintherapie (ICT mit 139 IE Insulin/d) seit 3 Jahren. Die Patientin hat bei Aufnahme einen BMI von 35,8kg/m2, der HbA1c beträgt 9,5%. Bereits bekannt ist eine diabetische Retinopathie und Polyneuropathie (NSS=7, NDS=10). Des weiteren zeigt sich hier eine diabetische Nephropathie Stadium 3. Zum kardiovaskulärem Risikoprofil der Patientin zählen noch ein unzureichend eingestellter Hypertonus und eine Hypercholesterinämie.

Die Patientin berichtet über eine Läsion an DV der linken Hand seit ca. 2 Wochen unklarer Genese. Bereits ambulant wurde eine Röntgenaufnahme veranlasst. Hier wird eine osteolytische Destruktion distal am Endglied volarseitig beschrieben. Klinisch imponiert eine überwärmte Fingerkuppe DV links mit einer kleinen nicht schmerzhaften Nekrose an der Fingerspitze ohne Pusbildung. Laborchemisch waren die Entzündungsparameter erhöht (Leukozyten 12.200, CRP 1,5mg/dl). Bei der ausgeprägten PNP der Beine (Pallästhesie 0/8, Monofilament und Kalt/Warm-Testung negativ) wurde auf Grund der Fingerläsion die neurologische Diagnostik auf die obere Extremität ausgeweitet. Hier konnte eine deutliche distal betonte motorische und sensorische Neuropathie diagnostiziert werden. Die motorische Latenzzeit des Nervus medianus betrug am Handgelenk rechts 6,32ms und links 5,59ms (Referenzbereich <4). Die sensorische Latenzzeit wurde rechts mit 3,35ms und links 3,60ms (Referenzbereich <3) gemessen. Die Pulse der Art. radialis und ulnaris bds. waren gut palpabel. Analog zum DFS wurde die Wunde gesäubert und mit 0,2% Polyhexamidgel und einer Fettgaze verbunden. Des weiteren wurde der Finger mit einer Schiene ruhig gestellt. Die systemische Antibiotikatherapie erfolgte antibiogrammgerecht. Unter dieser Therapie kam es innerhalb von 3 Wochen zu einer vollständigen Abheilung der Läsion. Eine radiologische Kontrolle im Dezember 2008 zeigte jetzt keinen Hinweis auf Osteolysen.

Disskussion: Prinzipiell unterscheiden sich diabetische Fingerläsionen in Ursache und Verlauf nicht vom DFS. Wegen der geringeren Druckbelastung der Hände sind typische Läsionen, wie sie beim DFS beschrieben sind, seltener. Wegen der geringeren Belastung heilen diese Läsionen aber auch besser ab.

Fazit: Diabetiker mit Ulcera an der oberen Extremität sollten analog zum DFS eine angiologische und neurologische Diagnostik erhalten. Die Behandlung erfolgt analog dem DFS, wobei die Druckentlastung entfällt.