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DOI: 10.1055/s-0029-1222049
Ressourcenbedarf bei insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern in ambulanter Pflege
Fragestellung: Die Gewährleistung optimaler Versorgung unter effizientem Ressourceneinsatz ist ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel. Bei älteren Diabetikern steht dabei der Erhalt des selbständigen Lebens in der eigenen Häuslichkeit an oberster Stelle. Ziel der Studie war es, Erkenntnisse über den Ressourcenbedarf insulinpflichtiger Typ-2-Diabetiker in häuslicher Krankenpflege zu erhalten.
Methodik: In einer Stichprobenerhebung wurden Daten von 166 Diabetes-Patienten aus 32 ambulanten Pflegediensten deutschlandweit mittels standardisierter Fragebögen erhoben und deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Die Patienten waren zu 73,5% weiblich, im Durchschnitt 78,6 (±8,8) Jahre alt und seit 3,4 (±2,5) Jahren pflegebedürftig. Neben geriatrischen Syndromen lagen zahlreiche diabetische Spätkomplikationen vor. Der HbA1c betrug im Mittel 7,4 (±1,4)%, der durchschnittliche BMI lag bei 28,6 (±5,7)kg/m2. Die Patienten litten im Mittel seit 15,1 (±13,1) Jahren an ihrem Diabetes. Die Insulintherapie wurde überwiegend mit Mischinsulinen (51,8%) durchgeführt, gefolgt von NPH (21,7%) und dem Basalinsulinanalogon Insulin glargin (13,8%). Kurzwirksame Insuline (7,8%) sowie Insulin Detemir (4,8%) spielten nur eine untergeordnete Rolle. 35,2% der insulinpflichtigen Diabetiker erhielten zusätzlich orale Antidiabetika. Die Betreuten erhielten im Mittel 43,0 (±35,0) Einheiten Insulin über durchschnittlich 2,6 (±1,2) Injektionen pro Tag. Im Mittel wurden pro Woche und Patient 9,1 (±7,3) Injektionsnadeln, 13,8 (±7,1) Blutzucker-Teststreifen und 6,7 (±5,4) Lanzetten eingesetzt. In der Insulin glargin-Gruppe zeigte sich bei besserem HbA1c (7,4% vs. 8,2%) ein geringerer Ressourcenverbrauch als unter Verwendung von NPH. Eine Pflegefachkraft benötigte täglich im Mittel 47,2 (±74,4) Minuten für die gesamte Pflege eines Diabetes-Patienten, davon 18,2 (±17,8) Minuten für diabetesspezifische Pflegeleistungen. Für eine Insulininjektion wurden 7,3 (±5,4) Minuten, für eine Blutzuckermessung 5,2 (±3,5) Minuten aufgewendet. Bezogen auf alle Therapiegruppen zeigten sich unter Insulin glargin zeitliche Vorteile bei der Behandlungspflege. Die Zeitersparnis unter Insulin glargin betrug 20,7 Minuten pro Tag. Jeder Diabetes-Patient wurde im letzten halben Jahr durchschnittlich fünfmal (4,9±5,5) von seinem Hausarzt aufgesucht. 35,8% der Diabetes-Patienten wurden in den letzten 12 Monaten mindestens einmal stationär aufgenommen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung stimmen mit den Ergebnissen anderer Studien bei ambulant betreuten Diabetikern weitgehend überein.
Schlussfolgerung: In ambulanter Betreuung werden verschiedene Therapiekonzepte mit unterschiedlichem Ressourceneinsatz verwendet. Moderne Insuline (Glargin) und Behandlungskonzepte (basalunterstützte orale Therapie; BOT) können unter Verbesserung der HbA1c-Werte dazu beitragen, den Patientenalltag zu erleichtern und die professionelle Pflege zu optimieren.