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DOI: 10.1055/s-0029-1222040
Ist intensive Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2 mit einem höheren Sozialstatus assoziiert?
Fragestellung: Auf den Behandlungsebenen Schwerpunktpraxis und Krankenhaus haben etwa 70% der insulinbehandelten Patienten mit Diabetes Typ-2 in Deutschland eine multiple Injektionstherapie. Die sogenannte präprandiale, supplementäre, flexible oder intensive Insulintherapie (ICT) bietet gute Möglichkeiten der Therapieanpassung durch den Patienten. Es liegen 4 randomisierte, prospektive Studien zur ICT bei Typ-2-Diabetes vor (Bretzel Diabetes Care 2004, Kloos Diabetes Care 2007, Holman NEJM 2007, Miyashita 2008), die keine Überlegenheit der ICT zur konventionellen Insulintherapie (CT) zeigen. In mehreren Querschnittsanalysen (Uni Jena, DDG, AKD) wurde gezeigt, dass die Patienten, die eine ICT durchführen, jünger sind und eine längere Diabetesdauer haben. Die vorliegende Studie analysiert, ob Patienten mit hohem Sozialstatus häufiger eine intensive Form der Insulintherapie erhalten.
Methodik: In einer Hochschulpoliklinik werden aus dem Zeitraum von 28.07.2008 bis 14.10.2008 die Behandlungsdaten von 341 insulinbehandelte Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 aus der elektronischen Patientenakte EMIL extrahiert und der Behandlungserfolg (HbA1c, Gewicht, Blutdruck) anhand der Art der Insulintherapie (CT ≤2 und ICT >2 Injektionen/d) und des Sozialstatus (Score 3–21) mit den Komponenten Bildungsstand, höchste berufliche Stellung und Haushaltsnettoeinkommen (je 1–7 Punkte) untersucht.
Ergebnisse: Patienten mit ICT (n=315; 58%) waren im Vergleich zu Pat. mit CT (n=228; 42%) jünger (64,7 vs. 68,7J, p<0,001), führten häufiger Blutglukoseselbstkontrollen durch (25,9 vs. 16,7/Woche), hatten eine höhere Insulindosis (77,8 vs. 43,3 IE/d; p<0,001), passten häufiger die Insulindosis an (15,5 vs. 5,5/14d; p<0,001) und hatten einen höheren BMI (33,6 vs. 31,6kg/m2; p=0,002). Nicht signifikant unterschiedlich waren Sozialstatusscore (10,9 vs. 10,4), HbA1c (7,4 vs. 7,2%), Diabetesdauer (16,1 vs. 15,4J), Wellbeeing-Five (13,6 vs, 14,6), Patientenkompetenz (17,1 vs. 16,1 von 24möglichen Punkten) und systolischer (142,2 vs. 144,9) bzw. diastolischer Blutdruck (85,1 vs. 85,6mmHg).
Schlussfolgerung: Diese Querschnittuntersuchung zeigt keine Assoziation zwischen Sozialstatus und intensiverer Strategie der Insulintherapie. Auch die Stoffwechselkompensation und das Wohlbefinden zeigten keine Unterschiede zwischen CT und ICT. Die Entscheidung für die Art der Insulintherapie hängt nicht vom Sozialstatus des Patienten ab. Vorteile der ICT gegenüber der CT für Patienten mit Typ-2-Diabetes lassen sich nicht ableiten.