Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_134
DOI: 10.1055/s-0029-1221938

Effekte des metabolisch gesteuerten Ausdauertrainings auf den postprandialen Stoffwechsel des Patienten mit Typ 2 Diabetes und koronarer Herzkrankheit

M Schütt 1, F Kafsack 2, E Markmann 2, B Schwaab 3
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Germany
  • 2Curschmann-Klinik, Timmendorfer Strand, Germany
  • 3Klinik Höhenried der DRV Bayern Süd, Bernried, Germany

Fragestellung: Körperliches Ausdauertraining ist ein wesentlicher Baustein der Lebensstilinterventionen, die in Leitlinien bei Typ 2 Diabetes und/oder koronarer Herzkrankheit (KHK) empfohlen werden. Eine Umsetzung der Empfehlung ist problematisch, da einerseits eine Belastung im anaeroben Bereich zu einer hyperglykämischen Entgleisung führen kann und andererseits gerade die körperliche Aktivität knapp unterhalb der anaeroben Schwelle zur größtmöglichen Reduktion erhöhter Plasmaglucosewerte führt. Wir haben mithilfe der Spiroergometrie versucht, die optimale aerobe Trainingsintensität mit dem größtmöglichen Effekt auf den postprandialen Stoffwechsel des herzkranken Diabetikers zu ermitteln.

Methodik: Es wurden Patienten mit angiographisch nachgewiesener KHK untersucht, deren 2h-Wert im oralen Glucosetoleranztest (OGTT-0) ≥200mg/dl betrug. Die Patienten erhielten keine antidiabetische und keine Ernährungs- oder Bewegungstherapie. Die Patienten wurden morgens nüchtern in der Spiroergometrie (Fahrradergometer) bis in den sicher anaeroben Bereich ausbelastet (respiratorischer Quotient (RQ) ≥1,20) und danach ein weiterer OGTT durchgeführt (OGTT-1). Am nächsten Tag erfolgte zur gleichen Uhrzeit nüchtern eine zweite Spiroergometrie mit einer aeroben steady-state-Belastung über 30min Dauer und einem angestrebten RQ gerade unterhalb der anaeroben Schwelle (0,90–0,95). Anschließend wurde erneut ein OGTT durchgeführt (OGTT-2).

Ergebnisse: Von 15 konsekutiv eingeschlossenen Patienten, konnten 5 nicht ausbelastet werden (Dyspnoe, Angina pectoris, muskuläre Schwäche). Die übrigen 10 Patienten (6Männer, mittleres Alter 61±12 Jahre, BMI 28,3±2,8kg/m2, mittlerer HbA1c 5,9±0,6%, linksventrikuläre systolische Funktion 50±13%) erreichten eine maximale Belastbarkeit von durchschnittlich 99±32 Watt. Die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit lag im Mittel bei 29±10 Watt und damit bei durchschnittlich 29% der maximalen Wattleistung. Körperliches Training bis in den anaeroben Bereich führte zu keiner Veränderung des postprandialen Stoffwechsels, während ein aerobes Training zu einer signifikanten Reduktion des postprandialen Blutzuckers unterhalb der Definitionskriterien für einen manifesten Diabetes führten (OGTT-0: 0h 111±7,3, 1h 219±9,0, 2h 227±13,3; OGTT-1: 0h 111±7,0, 1h 227±18,7, 2h 227±23,3; OGTT-2: 0h 111±8,7, 1h 212±11,3, 2h 169±14,0; Mittelwerte±SEM).

Schlussfolgerungen: Die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit ist beim herzkranken Diabetiker deutlich reduziert. Eine körperliche Belastung in den anaeroben Bereich führte zu keiner Veränderung der postprandialen Glucosewerte, während ein aerobes Ausdauertraining mit ca. 29% der maximalen Wattleistung signifikant die Glucosewerte in den Bereich einer gestörten Glucosetoleranz senkte. Eine Umsetzung von Empfehlungen zur körperlichen Aktivität des herzkranken Diabetikers sollte deshalb deutlich unterhalb der maximal möglichen Leistungsfähigkeit auf einem niedrigen Belastungsniveau begonnen werden.