Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_104
DOI: 10.1055/s-0029-1221909

Schnellere Stoffwechsel-Normalisierung durch Blutketon-Messung

T Bobbert 1, K Mai 1, C Groth 1, U Thurm 1, AM Arafat 1, AFH Pfeiffer 1, MA Pani 2, J Spranger 1
  • 1Charité – CBF, Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Abbott GmbH & Co. KG, Wiesbaden, Germany

Fragestellung: Die Ketoazidose ist eine der gefürchteten Komplikationen beim Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM). Eine Entgleisung des Glukose- und Fettstoffwechsels sollte daher möglichst frühzeitig erkannt werden, um eine adäquate Therapie einleiten zu können. Seit einiger Zeit kann die Messung von Ketonkörpern auch im Blut mit einem einfachen Messgerät durch den Patienten erfolgen. Ziel der Studie war es, den Verlauf einer beginnenden Ketoazidose bei Typ 1 Diabetikern mithilfe der Messung von Ketonkörpern im Urin und im Blut zu beschreiben und den Effekt von frühzeitigen Therapiealternativen in einer randomisierten, kontrollierten Cross-Over Studie zu untersuchen.

Methodik: 16 Patienten mit T1DM (M: 9, F: 7) mit Insulinpumpe wurden für diese Studie rekrutiert. Alle Probanden durchliefen randomisiert 3 Versuchstage, jeweils im Abstand von mindestens 1 Woche. Nach einer basalen Blutentnahme wurde die Insulinpumpe pausiert. Es erfolgte eine Blutentnahme und eine Urinstixkontrolle alle 30 Minuten, sowie eine Kontrolle der Blutglukose und Ketonkörper im Blut (β-Hydroxybutyrat) (Precision Xceed, Abbott Diabetes Care) alle 15 Minuten. Je nach Studienarm, wurde eine Therapie nach folgenden Kriterien initiiert: 1) Ketonkörpern im Urin 2fach positiv, Korrektur nach Schema des Patienten (U); 2) Ketonkörpern im Blut >1,0 mmol/L, Korrektur nach Schema des Patienten (B1); 3) Ketonkörpern im Blut >1,0 mmol/L, Korrektur nach Schema des Patienten + zusätzlicher Insulingabe (B2). Die Intervention wurde bei nachfolgenden Kriterien beendet: Blutglukose<150m/dl und Ketonkörper im Blut<1,0 mmol/L.

Ergebnisse: Die BZ-Werte stiegen nach Beendigung der Basalrate bis zum Therapiebeginn an (U: 193±11mg/dl, B1: 168±12mg/dl, B2: 185±13mg/dl) und waren bei Studienende stabil im Normbereich. Wie erwartet waren Ketonkörper im Blut (B1: 119±14min) signifikant früher positiv als im Urin nachweisbar (169±14min; p=0,022). Hinsichtlich der therapeutischen Intervention wurden bei U und B1 annähernd gleiche Insulindosen (4,5±0,8IE) gegeben und bei B2 eine signifikant höhere Dosis von 2,5 IE (p (B1-B2)<0,001). Durch die frühere Detektion von Ketonkörpern im Blut konnte die Zeit bis zur Normalisierung der Stoffwechselsituation bei gleichem Korrekturschema signifikant verkürzt werden (U: 243±17min, B1: 195±15min; p=0,016). Eine höhere Insulindosis erbrachte keine nennenswerte Verkürzung der Zeit bis zur Stoffwechselnormalisierung.

Schlussfolgerungen: Diese Studie zeigt, dass eine frühzeitige Detektion von Ketonkörpern im Blut auch die Zeit bis zur Normalisierung des Stoffwechsels bei anderweitig gesunden Patienten mit T1DM verkürzt. Eine höhere Insulindosis bringt bei diesen ansonsten gesunden Patienten mit T1DM keine weitere Verbesserung. Ob dies vergleichbar aber auch bei Patienten mit akuten Erkrankungen, wie beispielsweise Infekten, gilt ist unklar und sollte künftig untersucht werden, um erfolgreiche und validierte Behandlungsalgorithmen für solche Patienten zu etablieren.