Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - FV_40
DOI: 10.1055/s-0029-1221836

Umfassende diabetologische Betreuung und strukturierte Erlebnispädagogik als Grundlagen erfolgreicher Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes

B Bartus 1, A Föhl 2, A Kühnle 3, C Döring 3, H Tappeiner 4, K Wiberg 5, S Otte 2
  • 1Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Stuttgart, Germany
  • 2Klinikum Memmingen, Memmingen, Germany
  • 3Hegau-Bodensee-Klinikum Radolfzell, Radolfzell, Germany
  • 4Klinik Lindenberg-Ried, Lindenberg/Allgäu, Germany
  • 5AmbuCare Fachpflegedienst, Langenargen, Germany

Fragestellung: Seit 2003 bis heute wurden am Bodensee 10 erlebnispädagogische Freizeiten (mit Unterstützung von LifeScan und AOK-Baden-Württemberg) mit insgesamt 256 Teilnehmern durchgeführt. Sowohl die Konzeption also auch die fachliche Betreuung durch ein erfahrenes pädiatrisch/diabetologisches Team wurden kontinuierlich weiterentwickelt und evaluiert. Ziel war es, ein sportlich- und erlebnisorientiertes Angebot zu gestalten und dabei die Kinder in die Alltagsbehandlung ihres Diabetes aktiv einzubeziehen.

Welche Kinder und Jugendliche mit Diabetes nehmen an den Ferienfreizeiten teil? Wirkt sich die Teilnahme auf die Kenntnisse über den Diabetes und seiner Behandlung aus? Gibt es Auswirkungen auf das psychische Befinden der Teilnehmer?

Methodik: Die statistische Auswertung wurde mit SPSS 12.1 durchgeführt. Dabei wurden deskriptive Statistiken und Mittelwertsvergleiche berechnet. Zur Prüfung der diabetesspezifischen Kenntnisse wurde ein Diabetes-Wissensfragebogen (KiDiBO), vor und nach der Freizeit ausgefüllt. Mit dem Kinder-Angst-Test (KAT) und einem Lebensqualitätsfragebogen (SEL-KJ) wurde die psychische Befindlichkeit zu Beginn und am Ende der Freizeiten erfasst.

Ergebnisse: Von 2003–2008 nahmen 256 Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes an den 1-wöchigen Freizeiten teil (125Mädchen/131 Jungen). Das mittlere Alter war 11,4±1,4 Jahre (min-max. 8–15 Jahre), die Diabetesdauer lag bei 4,2±3,0 Jahren (min-max. 0,8–1,0 Jahre). Die Diabetesbehandlung erfolgte bei 187 Kindern (73%) mittels ICT und bei 69 mit einer CSII (27%). Das mittlere HbA1c (berechnet aus den Anmeldebriefen) war 7,4±1,1% (min-max 5,5–13,3%). Folgende Schultypen wurden besucht: Grundschule 18,8%, Hauptschule 21,1%, Realschule 24,5%, Gymnasium 31,3%, Förderschule 4,3%, Der letzte Zeugnisdurchschnitt der Kinder war 2,4±0,7. Lediglich 4% der Teilnehmer waren ausländischer Herkunft.

Bezogen auf alle 10 Freizeiten gab es einen signifikanten Anstieg in den behandlungsbezogenen Kenntnissen von 47,9 auf 51,2 Punkte, p<0,001. Die allgemeine Ängstlichkeit nahm von durchschnittlich 5,1 auf 3,9 Punkte ab, p<0,001. Die Lebensqualität blieb vor- und nach der Freizet stabil.

Schlussfolgerung: Diabetologisch und erlebnispädagogisch konzipierte Ferienfreizeiten haben sich sowohl hinsichtlich ihres Erlebniswertes als auch bezogen auf die Vermittlung von Kenntnissen über die Diabetesbehandlung bewährt. Obwohl die meisten Kinder bereits mit guten Kenntnissen über ihre Behandlung zur Freizeit kamen, konnte eine weitere Verbesserung im diabetesbezogenem Wissen erzielt werden. Die Senkung der allgemeinen Ängstlichkeit nach den Freizeiten zeigt auch positive Effekte auf das psychische Befinden der Teilnehmer. Wenn Ferienfreizeiten strukturiert durchgeführt und diabetologisch betreut werden, können sie über ihren Freizeit- und Erholungswert hinaus auch zu einem besseren Umgang mit dem Diabetes beitragen.